Regina Carter Freedom Band

Swing States

(Tiger Turn/reginacarter.com)

Regina Carter Freedom Band – Swing States (Cover)Ein „Swing State“ ist eine Besonderheit des US-amerikanischen Wahlsystems, wenn sich sowohl Demokraten als auch Republikaner gleichermaßen Chancen ausrechnen, die Wahlleute in einem Bundesstaat für die Wahlmännerversammlung für sich zu gewinnen; das Ergebnis steht also auf der Kippe. Wie wir alle wissen, sind im November Präsidentschaftswahlen in den USA. Wie wir auch wissen, will der aktuelle Präsident wiedergewählt werden, obwohl er bisher selten ein Fettnäpfchen ausgelassen hat und sein Krisenmanagement etwa bei den „Black Lives Matter“-Demonstrationen zu wünschen übrig lässt. Wohl auch deshalb hat die Jazzgeigerin Regina Carter ihr neues Album „Swing States“ genannt, um vor allem mit ihrer afroamerikanischen Community eine musikalische Rundreise durch ihre „Swingstaaten“ zu machen (Kansas, Michigan, Louisiana und weitere) und die Menschen aufzufordern, sich für die anstehende Wahl in die Wählerlisten einzutragen. Natürlich spielen sie und ihre Freedom Band (unter anderen mit Jon Batiste und Harvey Mason) mit der jazzmusikalischen Konnotation des Wörtchens „Swing“, womit ihr gesellschaftspolitisches Engagement gleichermaßen ironisch gebrochen wird wie eine Tiefgründigkeit bekommt. Und es klingt fast schon wie Agitprop, wenn Carter „You Are My Sunshine“, das 1944 Jimmie Davis zur Hymne seines Gouverneurswahlkampfs in Louisiana gemacht hatte, den Protestsong „We Shall Overcome“ der Bürgerrechtsbewegung aus den 1960ern folgen lässt.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 135

Veröffentlicht am unter Reviews

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