Jean-Michel Pilc

What Is This Thing Called?

(Sunnyside/Harmonia Mundi)

Jean-Michel Pilc – What Is This Thing Called? (Cover)Von so einem Album träumt mancher Pianist. Nur trauen sich wenige Künstler, es auch wirklich zu versuchen. „What Is This Thing Called?“ ist eine Variations-Folge in 30 Kapiteln plus Intro, das einen einzigen Song umkreist, in diesem Fall Cole Porters „What Is This Thing Called Love“. Live hatte Jean-Michel Pilc derartige Zyklen schon mehrfach ausprobiert. Die Laborsituation eines Studios mit einem brillanten, auf jede Nuance der Gestaltung reagierenden Flügel forderte den Wahl-New-Yorker aus Paris allerdings bis in die Extrembereiche seiner Kunst hinein. Da ist zum einen der Post-Romantiker, stilistisch mit deutlichen Vorlieben für dissonant gebrochene, weit schweifende pianistische Gesten, der virtuose Humorist, der mal seinem Vorbild Martial Solal mit porösem Witz huldigt, mal andere Heroen erahnen lässt, um sie sogleich zu relativieren und in den eigenen Kosmos zu integrieren. Und weil das auf der anderen Seite nicht irgendjemand macht, sondern ein Pianist, dessen Anschlagkultur, Intuitionshorizont und Inspirationstiefe zum Profundesten gehört, was das Klavier derzeit zu bieten hat, ist dieses Album schlicht ein Erlebnis.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 108

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel