Gregory Porter

Be Good

(Motéma/Membran/Sony)

Gregory Porter - Be GoodWahrscheinlich hat Gregory Porter die schönste Stimme des Jazz. Es zeichnet seinen warmen und wendigen Bariton aus, dass er bei aller bärigen Selbstsicherheit hier und da auch Zweifel und Schmerz durchklingen lässt. Sie berührt, diese Menschenstimme – ohne Vokal-Akrobatik, dafür mit grandiosem Gesang. Schon mit seinem Erstling „Water“ gelang dem Mann aus Kalifornien mit Wohnsitz in New York 2010 der Sprung in die Grammy-Nominierungsliste. Auch in Europa folgten Features (unter anderem bei Nicola Conte), Festivaleinladungen (Elbjazz, JazzFest Berlin) und reichlich Kritikersegen. Auf „Be Good“, dem eigentlich schwierigen Zweitwerk, zeigt Porter jetzt einfach die Qualitäten, für die man ihn schätzen gelernt hat – und wenn man es glauben kann: nur noch selbstbewusster und konsequenter. Er singt nur zwei Standards, einen erdigen „Work Song“ und eine A-cappella-Version von Billie Holidays „God Bless The Child“, dazu die schöne Titelmelodie des 1959er-Filmdramas „Imitation Of Life“. Hauptsächlich aber singt Porter hier neue und eigene Kompositionen, die eine ziemlich gerade Linie von Joe Williams zu John Legend ziehen. Begleitet von dem Trio, mit dem er meist auch live auftritt, und einigen versierten, aber noch weniger bekannten Bläsern, singt er bluesigen Jazz mit Hang zum modernen Soul, eine gute Balance aus herzzerreißenden Balladen und emotionalen Schnelligkeiten, von einem vertonten Heiratsantrag über das sanft walzernde Titelstück (über einen zahmen Löwen?) bis zum beboppenden „Bling Bling“. Wirklich schön.

Text
Götz Bühler
, Jazz thing 92

Veröffentlicht am unter Reviews

Leipziger Jazztage 2024