Bernd Lhotzky

Rag Bag – The Gallery Concerts III

(ACT/edel)

Bernd Lhotzky – Rag Bag – The Gallery Concerts III (Cover)Wer die ersten Takte des Openers mit dem sonderbaren Namen „Synkope Schlüpft“ hört, der dürfte verwundert die Brauen nach oben ziehen. Da klirrt und scheppert es, als wäre Monk von den Toten auferstanden. Doch Bernd Lhotzky findet schnell seinen Kurs, der seine Karriere wie ein roter Faden prägt: Ragtime, eine der ältesten, schillerndsten und wärmsten Spielformen des Jazz. Um einem Klischee gleich vorzubeugen: Der 53-jährige Pianist präsentiert mit seinem ersten Soloalbum mitnichten einen lauen Aufguss antiquierter Ü70-Konzepte, sondern liefert 13 Titel, die Menschen jeden Alters und jeder Herkunft faszinieren können. Dank seiner brillanten Technik distanziert sich Lhotzky auch schnell von den gerne genommenen Vergleichen mit Elfenbein-Selbstdarsteller Art Tatum. Sein Ansatz lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Ära, in der Jazz noch Popmusik war. Mit größtmöglicher Präzision und improvisatorischer Grandezza transformiert er den Ragtime auf faszinierende Weise ins 21. Jahrhundert und vereint obendrein Scott Joplin mit Grieg, Debussy und Charlie Parker, Brüche und Knalleffekte inklusive. Ein Entertainer par excellence!

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 155

Veröffentlicht am unter Reviews

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