Friedlieb Ferdinand Runge-Preis: Trickster Orchestra
Trickster OrchestraEin Trickster ist eine Figur aus der Mythologie, der in der Regel einen zwiespältigen Charakter hat, weil er einerseits listig agiert und sich andererseits auch tollpatschig zeigt. Nach dem Schweizer Psychologen C. G. Jung ist ein „Trickster ein kosmisches Urwesen göttlich-tierischer Natur, dem Menschen einerseits überlegen vermöge seiner übermenschlichen Eigenschaften, andererseits unterlegen vermöge seiner Unvernunft und Unbewusstheit.“ So in etwa lässt sich auch das 2013 unter anderem von Cymin Samawatie und Ketan Bhatti ins Leben gerufene Trickster Orchestra beschreiben, das sich als Kollektiv von Musiker/-innen verschiedener Nationalitäten, Biografien und Vitae versteht, um die oftmals grundverschiedenen Ästhetiken einer elektronischen und Neuen Musik mit klassischen Musiktraditionen aus aller Welt, Jazz, Alter Musik, „Weird Pop“ und freier Improvisation zu kombinieren. Nachdem die beiden für ihre Arbeit mit diesem einzigartigen Orchester Anfang Mai mit dem WDR Liminal Music Prize ausgezeichnet worden waren, gibt es jetzt den Friedlieb Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung.
Dieser Preis wird von der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Preisgeld soll die Preisträger/-innen die Verwirklichung einer selbst gewählten künstlerischen Aufgabe ermöglichen, die bisher nicht realisiert werden konnte. „Mit dem Preis sollen Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die als Kunstschaffende oder als Anstifter von Kunst ihr Leben in den Dienst der Kultur gestellt haben und die auf außergewöhnliche Weise, inhaltlich und formal nicht den eingefahrenen Spuren folgend, das künstlerische Schaffen und das kulturelle Leben im deutschsprachigen Raum entscheidend bereichert haben. Zugleich sollen neue künstlerische Aufgaben und Werke initiiert werden“, heißt es auf der Website des Friedlieb Ferdinand Runge-Preises.
„Die Komponistin, Dirigentin und Sängerin Cymin Samawatie und der Komponist und Schlagzeuger Ketan Bhatti sind in ihren jeweiligen Fächern herausragende Musiker“, so die Jurybegründung. „Mehr noch als andere multi-ethnische musikalische Formationen zeichnet das Trickster Orchestra die Absicht aus, den durch Migration in Deutschland entstandenen musikalischen Reichtum sichtbar zu machen. Das selbst formulierte Ziel, ,ein trans-traditionelles Miteinander von Ost und West, von Geschichte und Gegenwart, von Solisten und Gemeinschaft‘ zu entwickeln, hat das Orchester mit bewundernswerter Beharrlichkeit verfolgt.“ Preisverleihung ist am 18. November in der Berlinischen Galerie, die Laudatio hält die Leiterin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung, Naika Foroutan.
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Friedlieb Ferdinand Runge-Preis