Frank Wingold ist ein gitarristischer Tausendsassa, der fast alle Stile auf seinem Instrument aus dem Handgelenk schütteln kann und deshalb gern gebucht wird – zuletzt veredelte er das Big-Band-Album der Kölner Saxofonistin Caroline Thon, „Panta Rhei“. Umso erstaunlicher, wie ruhig es auf dem Debüt-Album seines Quartetts Clairvoyance zugeht. Die Liebe zu Jim Hall ist hier fast mit Händen zu greifen – Wingold streichelt sein Instrument und entlockt ihm sanfte Klangkaskaden. An seiner Seite spielen der Saxofonist Niels Klein, Bassist Dietmar Fuhr und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel (Der kann’s also auch ohne seinen Dauerpartner Robert Landfermann.). Das Klangbild der CD, aufgenommen in der Fattoria Musica in Osnabrück, ist herrlich transparent, und Wingolds Kompositionen sind raffinierte kleine Meisterwerke, die mitunter – etwa auf dem Titeltrack – einen hypnotischen Sog entwickeln. Kurz: Tugenden („Virtues“) kann man hier zuhauf entdecken, Laster („Vices“) konnte ich nicht finden.
Text
Rolf Thomas
Ausgabe
, Jazz thing 91
Veröffentlicht am 09. Jan 2012 um 10:04 Uhr unter Reviews
/* php _e( 'Comments are closed.', 'boilerplate' ); */ ?>