Cologne Jazzweek: Das Programm

Gravitationszentrum der Jazzweek ist auch diesmal wieder der Stadtgarten Köln, drum herum gruppieren sich viele weitere Spielstätten und Konzertsäle wie etwa das Loft oder der WDR-Sendesaal, die Hochschule für Musik und Tanz oder der Club Bahnhof Ehrenfeld. Und mehr noch: Unter dem Motto „Stadt.Klang.Orte“ wird dieses Jahr Köln zum ersten Mal selbst zur akustischen Bühne und die Stadt lässt sich so neu und anders erfahren. An besonderen Orten wie dem Deutschlandfunk-Kammermusiksaal, dem Foyer des Museums für Ostasiatische Kunst, einer Fahrradstation oder dem Japanischen Kulturinstitut treffen Klangkunst, Architektur und Alltagsleben aufeinander. Diese Orte sind weit mehr als nur Kulissen: Sie sind Impulsgeber und prägen ästhetische Erfahrungen. Dort, wo Kultur auf Öffentlichkeit trifft, wird Improvisation zum transkulturellen und gesellschaftlich offenen Prinzip.
Das mit dem Jazz in seiner ganzen ästhetischen Vielfalt und stilistischen Breite ist durchaus ernst gemeint. Für die sechs Tage der fünften Cologne Jazzweek vom 31. August bis 5. September sind fast 50 verschiedene Acts unterschiedlichster Provenienz eingeladen. „Featured Artists“ sind die Pianist/-innen Marta Warelis und Kit Downes. Die in Polen geborene, mittlerweile in Berlin lebende Warelis ist mit einem spirituellen Avantgarde-Jazz ihres Sextetts ebenso zu hören wie mit dem Duo Dust Bunny, mit dem sie jeden ihrer Club-Gigs in einen Rave verwandelt. Der Brite Downes tritt nicht nur mit seinem SNAP-II-Ensemble auf, sondern bespielt auch von der großen Kirchenorgel aus den Kölner Dom mit improvisierter Musik. Ein Festivalthema sind orchestrale Ensembles. Die Spannbreite reicht vom klangstarken Improv mit dem Supersonic Orchestra um den Norweger Gard Nilssen über die modern-jazzige Kooperation des Pianisten Sebastian Sternal mit der hr-Bigband bis hin zu Solistenensembles wie dem Erosão Septet der Schlagzeugerin Mariá Portugal.

Dass die Musiker/-innen der Kölner Szene längst auf Augenhöhe mit ihren Kolleg/-innen aus aller Welt agieren, ist ja eine Binse. Deren ästhetisches und stilistisches Spektrum ist gleichfalls weit gesteckt und reicht vom folkig-indie-rockend-jazzigen Sound des Tentetts I Depend um die Kölnerin Annie Bloch über deren avancierte Popmusik im Duo mit der Cellistin Emily Wittbrodt bis hin zu den entspannt-wohligen Vocals vom Frauen-Trio LUAH. Welches Selbstbewusstsein die Jazzweek mittlerweile hat, machen die Einstiegs- und Schlusskonzerte deutlich. Während die Kontrabassisten Robert Landfermann und Roger Kintopf mit zwei klangintensiven Solokonzerten einen ungewöhnlichen Startschuss geben, lässt Saxofonist Fabian Dudek am letzten Festival-Tag seinem „Day By Day“ von 2023 nun ein „Night By Night“ folgen – gespielt von seinem elektrifizierten Oktett.
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