Noah Preminger

Ballads

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Noah Preminger – Ballads (Cover)Aus der Distanz scheint es mittlerweile so, als hätte sich Amerika Trump kampflos ergeben. Nur Künstler und Intellektuelle konservieren noch Reste von Widerstand gegen all die Dinge, die das Land förmlich aus den Angeln heben. Insofern darf man „Ballads“ durchaus als politisches Album verstehen, das Noah Preminger in Erinnerung an John Coltranes gleichnamiges, vor gut sechs Jahrzehnten entstandenes Werk eingespielt hat. Es ist ein Statement mit wortlosen Anklagen wie „Unfair World“, „In Our 20s“ oder „Democracy“, mit Standards wie „Stan’s Mood“ und „Someone To Watch Over Me“, auch in Coltranes Sinn. Das Cover zeigt einen Weg, der im Nebel versinkt und eine Silhouette erahnen lässt. Das mag wohl Preminger sein, der mit diesen behutsamen, emotionalen Nummern, bei denen ihm Pianist Julian Shore, Bassist Kim Cass und Drummer Allan Mednard zur Seite stehen, ein neues Kapitel seiner Karriere aufschlägt. Der 38-Jährige findet trotz hörbarer Anleihen an Joe Lovano und Michael Brecker gerade im Balladenspiel zu einer Eigenständigkeit, mit der keine seiner bisher 20 Alben aufwarten konnte. Ganz nach der Devise: Das Leise findet überall offene Ohren.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 158

Veröffentlicht am unter Reviews

Bezau Beatz 2025