Timo Vollbrecht

Fly Magic

(Berthold Records/Harmonia Mundi)

Timo Vollbrecht – Fly Magic (Cover)Dass ein Jazzmusiker ausgerechnet dem Faultier ein Loblied singt, ist eigentlich erstaunlich. Doch in dem rockig-süffigen „Slothchops“ wendet sich der deutsche Saxofonist gegen das Rattenrennen in der zeitgenössischen Erfolgsgesellschaft. Mit seinem Quartett, aus dem der Gitarrist Keisuke Matsuno durch besonderen Einfallsreichtum hervorsticht, hat Vollbrecht ein paar bemerkenswerte Songs eingespielt, die durch ihre jeweilige individuelle Färbung zu überzeugen wissen. Da ist ein komplexes, aber leises Jazz-Ding wie „Truffles“ mit dem Gast Chris Dingman am Vibrafon genauso zu nennen wie die hypnotische Rock-Ballade „A New York Love Affair“, bei der Matsuno Gelegenheit zur Entfaltung bekommt. In Vollbrechts Sound kann man sich hüllen wie in eine warme Decke, aber er ist kein Jazz-Nostalgiker, der vergangenen Zeiten nachtrauert. Sein erstes Album als Bandleader zeigt vielmehr einen Musiker, der aktuelle Strömungen ganz selbstverständlich aufzunehmen und doch die Tradition zu schätzen weiß.

Text
Rolf Thomas
, Jazz thing 113

Veröffentlicht am unter Reviews

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