Sam Gendel

DRM

(Nonesuch/Warner)

Sam Gendel – DRM (Cover)Sein nächstes Album solle in eine völlig andere Richtung gehen, erklärte Sam Gendel nach seinem gerade erst erschienenen Überraschungsdebüt „Satin Doll“. Das tut „DRM“ aber nicht, indem Gendel nach links oder rechts abböge, sondern weil er den eingeschlagenen Weg radikal fortsetzt und somit einmal mehr Neuland betritt. Im Unterschied zu „Satin Doll“ besteht die CD bis auf eine Ausnahme aus Eigenkompositionen, die Gendels Heimat im Brainfeeder-Umfeld deutlich machen. In diesem Konglomerat aus Triggern, Andeutungen, Umleitungen und Abkürzungen wird nichts ausformuliert. Winzige Fragmente reichen, um den Rest der Fantasie des Hörers zu überlassen. Aufs Saxofon verzichtet der Saxofonist komplett, das allgemeine Flirren, Klackern und Piepen setzt sich aus Gitarrensplittern, löcherigen Basslinien, Electronics und rhythmischem Klicken zusammen. Seine verfremdeten Voice-Patterns erinnern ein wenig an die fraktale Bossa-Avantgarde eines Arto Lindsay. Mit „DRM“ empfiehlt sich der Kalifornier noch deutlicher als auf „Satin Doll“ als Wegbereiter für eine Umdeutung der Jazzästhetik für die 2020er-Jahre.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 136

Veröffentlicht am unter Reviews

GESOBAU Jazz&Soul Award 2024