Peter Herbert

Naked Bass II

(Unit Records/Membran)

Peter Herbert – Naked Bass II (Cover)In den 1970er-Jahren standen Soloplatten auf dem Kontrabass hoch im Kurs. In den Folgejahrzehnten war das fast ein verbotenes Genre, jetzt erfreuen sie sich plötzlich einer ungeahnten Konjunktur. Der Grund dafür besteht darin, dass sich auf dem Bass eine neue Erzählkultur herausgebildet hat. Der Unterschied ist zwar graduell aber doch wesentlich. Es geht nicht mehr darum, den Bass als Soloinstrument zu emanzipieren, sondern von der Ablenkung anderer Klangquellen befreit die Geschichten zu erzählen, die man eben nur auf dem Bass erzählen kann. Bei Peter Herberts neuem Bass-Soloalbum geht es vor allem um die Physis, denn anders als der Titel suggeriert, hört man eben nicht nur den nackten Bass. Man hört Herberts Körper über das Holz wischen, man hört den Bassisten atmen, manchmal sogar schwer. Man hört die Berührung der Finger auf den Saiten. Man hört einem Menschen bei der Arbeit auf seinem Werkzeug zu. Das ist eigentlich eine Haltung des frühen deutschen Free Jazz, doch wird sie von Herbert ganz anders ästhetisiert und vor allem inszeniert. Ohne jedes destruktive Element steht die Schönheit des physischen Spiels im Mittelpunkt.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 154

Veröffentlicht am unter Reviews

Bezau Beatz