Pauline Réage

Gentle Destruction

(Boomslang/Galileo MC)

Pauline Réage – Gentle Destruction (Cover)Eigentlich ist Pauline Réage das Pseudonym der französischen Schriftstellerin Anne Declos, unter dem sie 1954 den erotischen Roman „Geschichte der O“ veröffentlicht hatte. Lange Zeit nahm man an, dass nur ein Mann in dieser Direktheit über dieses Sujet schreiben könne. Ob das Quartett mit diesem Namen um die Sängerin Anne Munka mit Olga Reznichenko (Piano), Robert Lucaciu (Bass) und Maximilian Breu (Drums) eine solche Camouflage nötig hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Was aber vom ersten Ton auf „Gentle Destruction“ deutlich wird, sind die Rigorosität und Radikalität, mit denen die vier Musiker/-innen aus Leipzig zur Sache gehen. Dass sich der Jazz von heute längst nicht mehr nur aus den (afro-)amerikanischen Quellen speist, ist ja fast eine Binse. Aber so performativ-subversiv, wie Munka ihre Texte in Szene setzt, so ruppig, wie die Songs ein ums andere Mal von den vier improvisiert werden, und so schrill, wie einen die Musik am Wickel packt und nicht mehr loslässt, das erlebt man im Jazz von heute eben so nicht alle Tage.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 156

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025