Max Richter

Voices

(Decca/Universal)

Max Richter – Voices (Cover)Einerseits passt „Voices“ gut in die Zeit. Max Richter hat Stimmen gesammelt, via Crowdsourcing von Hunderten von Menschen in über 70 Sprachen aus aller Welt, die bei einer Lesung des Textes der Erklärung der Menschenrechte von 1948 mitmachten. Er hat Chor, Orchester, Band, Solisten drum herum gruppiert, die Schauspielerin Kiki Layne den Wortlaut professionell vortragen lassen und das zu einem monumentalen Epos montiert. Andererseits aber ist die Frage, warum so ein famoses Unterfangen musikalisch so mondscheinsonatentraurig klingen muss. Richter feiert nicht, er schreibt und gestaltet ein Lamento in „Koyaanisqatsi“-Tradition der tendenziell apokalyptischen Klangprophetie. Kein Götterfunke am Schluss, dafür eine melancholische Geige. Oh Menschheit, wo führt das hin, wenn schon dem Komponisten die hörbare Hoffnung abhanden gekommen ist?

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 135

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel