Kilian Kemmer Trio

… und Zarathustra tanzte

(GLM/edel)

Kilian Kemmer Trio – … und Zarathustra tanzte (Cover)Nietzsche am Klavier? Wer wusste schon, dass der wichtigste Vertreter des Nihilismus auch Stücke wie „Das Fragment an sich“ komponierte? Kilian Kemmer gießt es auf seinem aktuellen Album in ein kurzes Solofragment. Der 40-jährige Münchner lebt drei Leben, wie sie verschiedener kaum sein könnten: das eines promovierten Philosophen, eines Wirtschaftsmanagers und eines Jazzpianisten. Nicht zuletzt deshalb fand er Friedrich Nietzsches Gedanken von der „ewigen Wiederkunft“ schon immer faszinierend. So lassen Kemmer und sein Trio um Masaki Kai (Bass) und Matthias Gmelin (Schlagzeug) das irdische Dasein in lyrischen Aphorismen vorüberziehen. Sie tragen Namen wie „Hirte“, „Mit Dieben und Verbrechern“ oder „Auf glückseligen Inseln“. Und weil Nietzsches Held Zarathustra nicht nur spricht, sondern die Wiederkunft als göttlichen Gedanken begreift, tanzt er in Kemmers Fantasie. Deshalb taucht auch das bluesig entschleunigte „It Don’t Mean A Thing“ in der Titelliste auf. Klingt irre verkopft und schwer. Zum Glück ist die Musik genießbarer als die Symbolik.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 139

Veröffentlicht am unter Reviews

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