John Daversa

Artful Joy

(Challenge Records/New Arts Int.)

John Daversa – Artful Joy (Cover)Wenn schon Jazz, dann anders. Hört man in diesen Tage immer wieder. Anders ist: kein Pianotrio, kein akustisches Quartett, keine Standards, keine AABAForm … Die Liste der potenziellen Langeweil-Faktoren ließe sich beliebig fortsetzen. Da kommt ein Trompeter wie John Daversa gerade recht. Auf seinem aktuellen Album ist laut Linernoter Peter Erskine alles „neu“. Daversa, dessen Vater Jay Mitte der 1960er mit seiner Trompete maßgeblich den Sound der Big Band von Stan Kenton prägte und der selbst auf Joe Cockers „Fire It Up“ oder Regina Spektors „What We Saw From Cheap Seats“ mitwirkt, präsentiert auf „Artful Joy“ seine individuelle Lesart vom Anderssein. Flotte, gefällig swingende Intermezzi seiner selbst, von Yellow-Jackets-Kumpel Bob Mintzer („Rhythm Changes“; nomen est omen) oder Tenorsaxofonist Robby Marshall („C‘mon, Robby Marshall!“) stehen ratlose, seltsam verschleppte Versatzstücke gegenüber, bei denen die Band mitunter klingt, als sei jedes Instrument einzeln aufgenommen worden. Und dann die vermeintliche Innovation: Eine Electric Valve Trompete probierte schon Randy Brecker in den 1980er-Jahren aus, während der breiige Moog-Sound nach den virtuosen Spacetrips von Joe Zawinul allenfalls einer nervtötenden, anachronistischen Nabelschau gleichkommt. Um derart Altbackenes, Aufgekochtes zu beurteilen, braucht man keine Jazzpolizei.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

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