Günter Baby Sommer & Till Brönner

Baby's Party

(Intakt/Harmonia Mundi)

PRO

Günter Baby Sommer & Till Brönner – Baby's Party (Cover)Was war nicht alles zu lesen, als sich Günter Baby Sommer und Till Brönner 2010 zum ersten Mal trafen: Der Free-Jazz-Pionier und der Schmuse-Jazzer, kann das gut gehen? Auf diesem Niveau geht alles. Und zwar so sehr, dass der Schlagwerker den Bläser in Vorbereitung seines 75. Geburtstages zu einer Party ins Studio einlud – mit Apéro, mehreren Schnäpsen und einem Nickerchen zwischendurch. So heißen zumindest einige der Stücke auf „Baby’s Party“. Sie künden von der großen Neugier, Unvoreingenommenheit und, ja, auch sonischen Seelenverwandtschaft der zwei. Sommers tonal mehrfarbige Schlitztrommel-Grooves, rappelnde Küchenutensilien, Gongs und Schamanengesänge treffen auf Brönners glasklare, mal gestopfte, mal angeschmatzte Trompete. Die beiden leisten Vorbildliches: Sie zeigen, dass Verbindendes wichtiger sein sollte als Trennendes.

Josef Engels

KONTRA

Es ist wohl eine der skurrilsten Paarungen der Jazzgeschichte: Hier der alte Schlagzeug-Fex und DDR-Jazz-Veteran Günter Baby Sommer und da Deutschlands bester Trompeter Till Brönner, dem seine Verächter seit Jahrzehnten übel nehmen, dass er sich angeblich unter Wert verkauft. Wie, um denen zu beweisen, dass er auch anders kann, pflegt Brönner seit Jahren seine Freundschaft zu Sommer und in der Tat klingt das hier manchmal (zum Beispiel bei „Danny Boy“), als ob Lester Bowie auf einen frisch, fromm und frei trommelnden Gene Krupa trifft. Über die Langstrecke ist es dann doch leider zu vorhersehbar, was die beiden da treiben: Brönner kann alles und Sommer bietet ihm elf schlichte Vorlagen, um das zu beweisen. So funktioniert aber leider weder eine Party – diese CD will schließlich eine sein – noch ein Musik-Album: zwei Ego-Trips als Duo-Album.
Rolf Thomas

Text
Josef Engels, Rolf Thomas
, Jazz thing 125

Veröffentlicht am unter Reviews

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