Fred Hersch

Songs From Home

(Palmetto)

Fred Hersch – Songs From Home (Cover)Bleibt zu Hause! Sollte eigentlich für alle momentan gelten. Nur leider gibt es nicht in jedem Haus ein Klavier, mit dem man sich die Zeit vertreiben, seinen Gedanken freien Lauf lassen und die eigene Ohnmacht in Kreativität verwandeln kann. Igor Levit tat es, ebenso wie Brad Mehldau und Heerscharen anderer Tastendrücker, mit mal mehr, mal weniger larmoyantem Pathos. Bislang gelang es aber nur wenigen, eine stimmige Balance zwischen Empfindungen, eigenen sowie fremden Erwartungen und Virtuosität zu generieren. Wie Fred Hersch. Seine „Songs From Home“, im Alleingang entstanden anlässlich seines 65. Geburtstags, verlieren sich nicht in Corona-Melancholie, sondern öffnen einen breiten Fächer an Stimmungen, der vom dunkelrot poppigen „Witchita Lineman“ über das folkige „Consolation“, milden Balladen im Stil von Herschs „West Virginia Rose“ bis zu Ellingtons elegant fließendem „Solitude“ führt. Am Schluss feiert sich der Pianist selbst: „When I‘m Sixty Four“ im Stride-Outfit verbreitet ansteckenden Optimismus. Igor Levit ist übrigens glühender Hersch-Fan. „A true Mensch at work“ schreibt er zu „Songs From Home“. Recht hat er!

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 137

Veröffentlicht am unter Reviews

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