Florian Ross

Front Room Songs

(Fuhrwerk/fuhrwerk-musik.de)

Florian Ross – Front Room Songs (Cover)Ross spricht mit Ross. Dialoge zwischen ein und derselben Person. Kein psychotherapeutisches Experiment, um eine gespaltene Persönlichkeit zusammenzubringen, sondern ein musikalischer Coup, den der 40-jährige Querdenker an den Tasten selbst ausgeheckt hat. Die wahre Herausforderung liegt für einen ambitionierten Musiker wie ihn schließlich darin, sich von Zeit zu Zeit selbst in Frage zu stellen. Bringt es der Pianist Florian Ross überhaupt noch? Testobjekt: ein Yamaha C 7 Grand Piano, auf dem er die Melodien von „Alice In Wonderland“, „Blackbird“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ variiert und einige pfiffige „rossische“ Eigenkompositionen darüber laufen lässt. Sein Alter Ego, der Organist Florian Ross, zeigte bereits auf dem Vorgängeralbum „Wheels & Wires“, dass die Hammond RT-3 eine ernsthafte Option für die Zukunft sein könnte. Nun stehen sich beide also dank der modernen Studiotechnik gegenüber: der Schöngeist und der Berserker, der Mainstreamer und der Jazzrocker, der Impressionist und der Graffitisprüher. Was von der Beschreibung her wie die selbstverliebte Spielerei eines großen Jungen anmutet, klappt in der Realität tatsächlich. Beide Pole stoßen sich nicht ab, sondern verschachteln sich zu einem interessanten Geflecht. Die Balance zwischen Kopf und Bauch stimmt und der Pianist und der Organist lernen voneinander. Ein Gewinn, nicht bloß für Florian Ross.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 97

Veröffentlicht am unter Reviews

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