Laurent De Wilde & Otisto 23

Fly Superfly

(Gazebo/Broken Silence)

Laurent De Wilde & Otisto 23 – Fly Superfly (Cover)Dass der Franzose Laurent De Wilde nicht nur ein versierter Pianist ist, was er beim Spiel mit Jack DeJohnette, Harold Land oder Dee Dee Bridgewater zeigte, sondern auch Gedanken treffend formulieren kann, bewies er mit seiner Biografie über Thelonious Monk. Dem widmet De Wilde bei seinem neuen Projekt mit dem Elektroniker Otisto 23 aka Dume Poutet dann auch das Stück „Monkadelic“, einer, wie es der Titel schon suggeriert, psychedelisch angehauchten Hommage, bei der Guillaume Perret mit seinem Saxofon markant gegensätzliche Akzente setzt. Überhaupt leben die neun Stücke (plus drei Radio-Edits) von der lebhaften Reibung und Auseinandersetzung zwischen akustischen Instrumenten mit der Computertechnologie von Otisto 23. Diese dominiert aber nicht die natürlichen Töne von Piano, Saxofon und Perkussion, ist vielmehr gleichberechtigter Bestandteil einer ungewohnten Klangwelt. Was wohl daran liegen mag, dass der Drum&Bass-Akteur Poutet als Toningenieur für Leute wie Didier Lockwood und Dave Burrell sein Verständnis für akustische Musik schulte. Wenn es bei diesem befruchtenden, extrem dynamischen Zusammentreffen alter und neuer musikerzeugender Gerätschaften gelegentlich noch etwas mehr melodischer zugehen würde, skizzierte „Fly Superfly“ einen Weg für den Jazz der kommenden Jahre.

Text
Olaf Maikopf
, Jazz thing 109

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024