Chico Freeman

The Elvin Jones Project

(Live Music/edel)

Chico Freeman - The Elvin Jones Project (Cover)Stört es, wenn ein bekannter Saxofonist mit einem Tribut an eine Schlagzeug-Legende aufwartet und sich dazu einen noch bekannteren Saxofonisten ins Studio holt? Eigentlich kaum, denn Elvin Jones sah sich zeitlebens sowieso mehr als eine Art Dienstleister für die Musik und hatte sein Ego trotz seines unverwechselbaren, markanten Drumstils stets im Griff. Also macht das Projekt, das Chico Freeman für seinen einstigen Förderer realisiert, durchaus Sinn. Freeman ehrt den Mann, der ihm in jungen Jahren den ersten Aufnahmetermin verschaffte und einen Platz in seiner Jazz Machine anbot, mit einer hochkarätigen Songauswahl, die Coltrane-Stücke wie „After The Rain“ oder „Lonnie’s Lament“, Perlen von Wayne Shorter wie „Night Dreamer“ oder „Mahjong“, Elvins „E. J. Blues“, aber auch Originals umfasst, sowie einer inspirierten Besetzung mit dem wunderbaren George Cables am Piano, Lonnie Plaxico am Bass und in zwei Songs als Gast Joe Lovano. Dazu offenbart Chico nach einer Phase der populistischen Beliebigkeit wieder einmal sein tatsächliches Potenzial als Tenorsaxofonist. Einzig Winard Harper als Jones-Epigone wirkt irgendwie störend. Nicht dass er den Stil des Meisters auf Teufel komm raus kopieren wollte. Allein durch seine unkontrollierte Hibbeligkeit wächst mit jedem der neun Songs der Wunsch nach einem reiferen, mehr differenzierenden Schlagzeuger.

Text
Reinhard Köchel
, Jazz thing 95

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024