viral/postviral: Neues Interview

BRD (Karte)viral/postviralMit Bands wie dem New Klezmer Trio, Junk Genius oder Tin Hat sowie zahllosen singulären Projekten ist der Klarinettist Ben Goldberg in den letzten drei Jahrzehnten zu einem Fixpunkt der freien Jazz-Szene in Kalifornien geworden. In San Francisco wütet Covid-19 zwar nicht so verheerend wie in New York, die Folgen für Jazzmusiker sind aber vergleichbar. Auch Ben Goldberg lebt seit Ende März in Isolation. Der Tristesse entkommt er mit einem „Plague Diary“, mit dem er seine Empfindungen und Erfahrungen nahezu täglich in Musik übersetzt und mit der Allgemeinheit via Bandcamp teilt. Wolf Kampmann hat Goldberg für „viral/postviral“ gesprochen: „Kind Of Joy: Ben Goldbergs ,Plague Diary‘“.

Auf die Frage, woher Goldberg die Inspiration nimmt, täglich ein neues Stück für sein „Plague Diary“ zu komponieren, antwortet er: „Ich setzte mir das Ziel, jeden Tag einen Song fertigzustellen. Inspiration spielt dabei eine geringere Rolle als Verzweiflung. So habe ich einen Job, den ich jeden Tag erfüllen muss. Für mich fühlt es sich heilsam an. Ich kann es mir in dieser Situation nicht leisten, auf Inspiration zu warten, und ich kann auch kein Konzept ausformulieren, bevor ich den Song aufnehme. Mein Job besteht darin, eine Idee zu entwickeln und zu sehen, ob sie funktioniert. Viele dieser Ideen führen ins Nirgendwo, aber ich nehme alles auf, was mir in den Sinn kommt. Und dann hoffe ich täglich auf etwas, das mich packt, ein Sound, eine Phrase, eine Melodie, eine Akkordfolge, aus der ich etwas machen kann. Wenn ich es finde, habe ich etwas zu tun. Meist verbringe ich bis zu 15 Stunden pro Tag mit diesen Aufnahmen.“

Weiterführende Links
„Kind Of Joy: Ben Goldbergs ,Plague Diary‘“

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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