Köln: Relaunch von WDR 3 Jazz & World

WDR 3 Jazz & WorldWDR 3 Jazz & World

Hoher Wellengang
Hohe Wellen schlug dann ein Artikel auf der Medienseite der „Süddeutschen Zeitung“ vom 24. März, als Hans Hoff sich des Themas annahm. Unter der Überschrift „Genug improvisiert“ beschrieb er die bisherigen Autorensendungen als „liebevolle Jazz-Präsentation“ und ließ ausgiebig Karl Lippegaus („Moderatorenlegende“), der seit 47 Jahren eine weit hörbare Stimme im Jazzradio des Westdeutschen Rundfunks gewesen ist, zu Wort kommen: „,Der WDR war meine innere Heimat‘, sagt er und empört sich auch im Namen der anderen Gefeuerten über die rabiate Vorgehensweise. ,Jetzt setzen uns Leute vor die Tür, die von dieser Musik nicht die leiseste Ahnung haben und unsere Sendungen abschätzig Programmkästchen nennen.‘“ In anderen Medien wurde wiederum über eine „Spotifyisierung des WDR-Jazzradios“ spekuliert oder die altersbedingte Demission von Bill Ramsey (88) und das Ende der seit 33 Jahren von ihm auf hr2 moderierten Sendung „Swingtime“ mit den Vorfällen und Vorgängen rund um den Jazz in WDR 3 vermengt.

Je näher der 1. April kam, desto schweigsamer wurde man bei WDR 3. Zwar musste Wellenchef Karl Karst am 22. März dem Programmausschuss über die Neuausrichtung von WDR 3 Jazz & World Rede und Antwort stehen und auch der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks befragte in seiner Sitzung vom 29. März WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber nach der Art und Weise des Umgangs mit den freien Jazzautor*innen. Darüber hinaus drang aber fast nichts über den bevorstehenden Neustart an die Öffentlichkeit: Keine Pressemitteilung der WDR-Pressestelle informierte vorab über die Premierensendung, nichts wurde in dieser Sendung am 1. April darüber gesagt, was ab sofort neu oder anders werden wird.

Weiter wie bisher?
Dafür analysierte auf jazzzeitung.de der Musikjournalist Martin Hufner den Neustart von WDR 3 Jazz & World akribisch. Bebildert mit Screenshots von den fast leeren Jazz-Programmvorschauseiten auf wdr3.de schreibt er: „Der WDR macht weiter wie bisher, ohne so weiterzumachen wie bisher. Das ist irgendwie mutig, dürfte aber die traditionellen Hörenden etwas ratlos zurücklassen. Wer das neue Jazz-Programmschema vielleicht doch zuvor angeschaut hat, ist aber im Bilde: ,Improvisiertes zum Tagesausklang‘ nennt sich dieser Sendeplatz im Untertitel, dem sie nun wohl tatsächlich gerecht wird. Die Sendung hüpft dann thematisch zwischen Rassismus, Brexit und Mauerbau herum, bringt sicher viel neue Musik, die man nicht direkt auf dem Schirm hat. Die Live-Moderation ist dabei locker und wenig tiefschürfend. Immer wieder werden mal so ,kleine Geschichten‘ von der Hintertreppe der Jazzgeschichte eingeflochten. Man muss ja Brücken bauen zwischen den Musikeinspielungen.“

Weiterführende Links
„Der Jazz wird formatiert“
„Genug improvisiert“
„Der WDR startet seine Programmreform und stolpert“

Text
Christian Broecking

Veröffentlicht am unter News

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