Frankfurt: 50. Deutsches Jazzfestival

Jakob BroJakob Bro

Ein Klang bekommt erst durch Stille Tiefe und Grundierung. Und eine Pause im musikalischen Verlauf kann zweierlei sein: ein Ausrufezeichen hinter einer gerade gehörten Phrase einerseits, andererseits aber auch die Öffnung für das darauf folgende Klangereignis. Stille und Pausen sind natürlich nicht die einzigen Merkmale für den Produzenten Manfred Eicher. Aber diese kleinen Details zeigen durchaus die kreative Meisterschaft Eichers: So gut wie jedes Album, das seit 1969 auf dem von ihm mitgegründeten Label ECM Records erschienen ist, beginnt mit mehreren Sekunden Stille: um noch einmal tief Luft zu holen, bevor die Musik beginnt, ein Fokussieren und Konzentrieren auf das dann einsetzende akustische Ereignis. Eichers Partnerschaften mit Musikern, die er produziert und deren Alben er auf ECM veröffentlicht, sind oftmals von langer Dauer. Schon 1970 erschien zum Beispiel mit „Afric Pepperbird“ das erste Album einer Gruppe norwegischer Musiker um den Saxofonisten Jan Garbarek auf ECM, 1971 ging Eicher zum ersten Mal mit dem amerikanischen Pianisten Keith Jarrett ins Studio.

Das altehrwürdige, seit 1953 stattfindende Deutsche Jazzfestival Frankfurt feiert am Eröffnungsabend seiner diesjährigen Ausgabe, am 23. Oktober, den 50. Geburtstag von Eichers Plattenfirma. „An diesem Abend verneigen wir uns vor der stilprägenden und unabhängigen Münchner Plattenschmiede ECM, die wohl mehr bewegt hat als sämtliche großen Majors“, so Olaf Stötzler, künstlerischer Leiter dieses Festival. „Musikerinnen und Musiker, die nach innen lauschen, bevor sie sich äußern – diese unverwechselbare ECM-Atmosphäre und die inspirierenden Grenzüberschreitungen wollen wir in unserem Eröffnungskonzert präsentieren.“ Der Däne Jakob Bro, bekannt geworden als Sideman von Tomasz Stanko und Paul Motian, ist einer der vielen beeindruckenden Gitarristen, die mit dem Namen ECM verbunden sind. Mit dem Trompeter Palle Mikkelborg bringt er eine weitere Größe des europäischen Jazz mit. Michael Formanek bringt im zweiten Konzertteil seine Vision eines großorchestralen Jazz im 21. Jahrhundert auf die Bühne, zusammen mit der hr-Bigband unter Leitung von Jim McNeely und weiteren Gästen. Mit einem Solo-Recital von Elina Duni, die sich selber an Klavier und Gitarre begleiten wird, klingt der Abend im Albert-Mangelsdorff-Foyer aus. Das 50. Deutsche Jazzfestival Frankfurt findet vom 23. bis 27. Oktober in der Alten Oper, im hr-Sendesaal und im Künstlerhaus Mousonturm statt. Das komplette Programm wird im Juni bekannt gegeben.

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Deutsches Jazzfestival Frankfurt

Text
Martin Laurentius
Foto
Michael Dong

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