Saarbrücken: Jazzfestival vor dem Aus?

Im Widerstand

Alexandra LehmlerAlexandra LehmlerEinige der betroffenen Musikerinnen und Musiker wollen diese Haltung nicht hinnehmen und haben unter Federführung der Mannheimer Saxofonistin Alexandra Lehmler und der Berliner Konzertagentur Proton einen Saarbrücker Rechtsanwalt beauftragt, nicht nur gegen den verantwortlichen Verein zivilrechtliche Schritte zu prüfen, sondern auch gegen die Stadt Saarbrücken. Schon Ende Dezember hat zudem die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen gegen das Jazz-Syndikat und dessen Vorsitzenden eingeleitet. Und kürzlich hat Krause, von dem es über Wochen hieß, er sei nach dem Gespräch mit dem Kulturdezernenten abgetaucht, bei der Polizei eine Aussage rund um die Vorfälle beim Jazzfestival zu Protokoll gegeben.

Die Situation ist verfahren. Da gibt es einen das Festival verantwortenden Verein, der nicht mehr geschäftsfähig ist, einen der Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (übrigens Schirmherrin des Jazzfestivals) unterstellten Kulturdezernenten von den Grünen, der jede politische Verantwortung für das Desaster des Festivals von sich weist, und die Fraktion der Grünen im Saarbrücker Stadtrat, die sich schützend vor ihren Parteifreund Brück stellt. „Ohne Zweifel ist es sehr ärgerlich, dass einige Künstler immer noch auf ihre Gagen warten müssen“, so der kulturpolitische Sprecher der Saarbrücker Grünen, Thomas Brass. „Durch das umgehende Handeln nach Auftauchen der Missstände durch Kulturdezernent Brück, der damit möglicherweise Schlimmeres verhindern konnte, haben wir jetzt die Chance, gemeinsam einen gesunden Neustart für den Jazz in Saarbrücken zu gestalten.“

Stichtag 28. Februar
Stichtag wird der 28. Februar sein. Dann soll es auf Initiative des Kulturdezernenten einen runden Tisch mit Verantwortlichen und Musikern aus der Szene geben, um nicht nur über die Zukunft des Festivals, sondern auch des Jazzstandortes Saarbrücken zu diskutieren. Ein prominenter Musiker wird aber nicht mit am Tisch sitzen: Oliver Strauch. „Ich habe meine Teilnahme abgesagt, weil ich der Überzeugung bin, dass erst Tabula rasa gemacht werden muss, bevor überhaupt über ein neues Festival gesprochen werden kann“, so der Professor für Schlagzeug an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik Saar.

Pikanterweise wird gleichfalls am 28. Februar die Saarbrücker Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie den Verein Jazz-Syndikat und dessen Vorstand anklagen wird oder nicht. Bis dahin hat der Vereinsvorsitzende Krause also Zeit, das Versprechen, das er vor kurzem im Gespräch mit Dietmar Schellin vom SR-Fernsehen gemacht hat, in die Tat umzusetzen: die noch ausstehenden Gagen aus einer zu erwartenden Erbschaft zu bezahlen.

Bei den betroffenen Musikerinnen und Musikern hat sich bisher noch niemand aus Saarbrücken offiziell entschuldigt. Text: Martin Laurentius

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Jazz-Syndikat

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Martin Laurentius
Foto
Stadt Saarbrücken (Stadtansicht), Felix Groteloh (Alexandra Lehmler)

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