RIP: Toots Thielemans

Zum Tode von Toots ThielemansToots ThielemansEr war selbst vom weltweiten Erfolg seiner Komposition überrascht. Als Jean-Baptiste „Toots“ Thielemans1962 zum ersten Mal sein Stück „Bluesette“ in einem Studio aufnahm, war es seine Absicht, einen französischen Musette-Walzer mit bluesigem Tonfall zu färben, um eine Brücke zwischen der europäischen Musiktradition und der swingenden Musik aus dem Süden der USA zu schlagen. Doch die schlichte, singbare Melodie seiner „Bluesette“ verselbstständigte sich – und wurde zu einem „Evergreen“, der auch Einzug hielt in das „Great American Songbook“, eine Seltenheit für die Komposition eines Europäers. „Bluesette“ sei seine Altersvorsorge, hat der Mundharmonika-Virtuose stets betont.

Thielemans, 1922 in Brüssel geboren, lernte autodidaktisch Akkordeon, bevor er auf die Gitarre und vor allem auf die chromatische Mundharmonika umstieg. Denn das war seine Leistung: dass er diesem Volkslied-Instrument seine Reputation im Jazz gab. Er phrasierte auf der Mundharmonika wie kein zweiter – egal, ob er Bebop mit Charlie Parker spielte, ob er Jazz-Rock mit Jaco Pastorius auf die Bühne brachte, swingenden Mainstream-Jazz mit Joe Pass präsentierte oder sich zum kammermusikalischen Dialog mit Bill Evans traf. Doch aller Virtuosität zum Trotz hielt Thielemans an einem fest: seinem untrüglichem Gespür für die Bedeutung der Melodie, mit der er stets starke Gefühle bei seinem Publikum wecken konnte. „Ich würde meinen Stil so definieren: zwischen einem Tränchen und einem Lächeln“, betonte er oft in Interviews.

Bis ins hohe Alter blieb der Belgier mit amerikanischem Pass als Jazzmusiker aktiv. Wie anerkannt der belgische Künstler auch und gerade in den USA war, zeigte sich 2012, als das renommierte New Yorker Jazz@Lincoln Center Thielemans‘ 90. Geburtstag mit einem Gala-Konzert feierte. Am Montag, 22. August, ist Thielemans in seiner Heimatstadt Brüssel gestorben; er wurde 94 Jahre alt.

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Text
Martin Laurentius

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