Jazztage: Mapping Music in Leipzig

Vor diesem Hintergrund lässt sich die neue Band der gebürtigen Serbin Jelena Kuljić verstehen, die mit eigenen Songtexten und vertonten Gedichten von Lyriker/-innen aus dem ehemaligen Jugoslawien die Vorstellung von Heimat und Identität hinterfragt. Darum geht es nämlich der Sängerin mit Fundamental Interactions: den Wechselwirkungen zwischen der eigenen Biografie und der Kultur ihrer Herkunft nachzuspüren und mit der Musik ihre ästhetischen Prägungen herauszuarbeiten. Auch die in Osnabrück lebende, gebürtige Teheranerin Shabnam Parvaresh spürt mit ihren Klarinetten in gewisser Weise einer „Folklore Imaginaire“ nach. „Sheen“ ist der 16. Buchstabe im persischen Alphabet, zudem ist es der Anfangsbuchstabe ihres Vornamens. Mit ihrem Sheen Trio mit der E-Gitarristin Ula Martyn-Ellis und dem Schlagzeuger Philipp Buck begibt sie sich auf einen ruppigen Parforce-Ritt über unterschiedliche Stilistiken und schlägt eine Brücke von der Volksmusik ihres Herkunftslandes über Rock und Jazz westlicher Prägung bis hin zur musikalischen Avantgarde.
Um Identität geht es auch dem Saxofonisten Immanuel Wilkins, der mit seinem Quartett die Hintergründe der afroamerikanischen Diaspora offenzulegen versucht. Ganz konkret um geografische und politische Grenzen dreht es sich beim Kooperationsprojekt mit dem Festival Politik im Freien Theater, wenn die estnische Pianistin Kirke Karja erst ihr Konzert spielt, bevor sie über die nicht unbelastete Beziehung ihrer Heimat zum Nachbarn Russland befragt wird.

Außerdem wird wieder der „Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung“ vergeben, der diesmal an Lyn & The Fingers geht: „Die Band um die Sängerin und Komponistin Nora Lyn Handschuh ist ein hervorragendes Beispiel für das kreative Potenzial der jungen Leipziger Szene“, so die Jury. Mit der Premiere des Films „Being Hipp: First Lady Of European Jazz“ wird dem 100. Geburtstag der Leipziger Jazzpianistin Jutta Hipp gedacht, ein „Jazz for Kids“-Programm nimmt sich der berühmten Erzählung „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry an und das diesjährige Labor gibt an drei Tagen allem Innovativen, Risikobehafteten und Unfertigen einen breiten Raum.
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Leipziger Jazztage





