Moers: Das Hauptprogramm

Diesmal hockten die Pressevertreter/-innen „nur“ im abgedunkelten Kinosaal vor einer flackernden Leinwand, den der künstlerische Leiter des moers festivals, Tim Isfort, als „Synapsenraum“ beschrieb. Nachdem sich Honoratioren aus Stadt und Land (unter anderem der Bürgermeister Christoph Fleischhauer und der Kulturdezernent der Bezirksregierung Düsseldorf, Thomas Doepner) mit Grußworten an die Journalist/-innen gewandt hatten, traten Isfort und die Geschäftsführerin der Moers Kultur GmbH, Jeanne-Marie Varain, endlich an die Mikrofone und stellten das Hauptprogramm ihres moers festivals vor – und das nahezu ohne Klamauk und Geblödel.
Fünf thematische Schwerpunkte sollen dieses Jahr das 52. moers festival strukturieren helfen. Unter der Überschrift „Aufbruch“ bringt man einige „Krachbands“ mit Noise, Punk und Rock auf die Bühnen des Festivalgeländes – wie beispielsweise eddy kwon + SUN HAN GUILD aus den USA, Selventher aus Dänemark oder Neptunian Maximalism aus Belgien. Den Schwerpunkt „?Afrika“ hat man mit einem absichtlich vorangestellten Fragezeichen wieder zu relativieren versucht, um auf die geografische und kulturelle Heterogenität dieses Kontinents zu verweisen. Ab diesem Jahr wolle man jedes Mal ein anderes afrikanisches Land im Programm vorstellen, so Isfort. 2023 ist es Äquatorialguinea, unter anderem mit der Stimme von Nelida Karrs.

Mit dem Schwerpunkt „Wert“ will man generell die Frage nach dem Wert von Musik und Kultur für die Gesellschaft stellen und erhofft sich von Acts wie Kenny Garrett, Marilyn Mazur oder Günter Baby Sommer, entsprechende Antworten zu bekommen. Und zu guter Letzt gibt es noch die Überschrift „Be-Frei-Ung“ – weil es auch heute darum gehe, so Varain und Isfort, sich Klischees zu entledigen, freizuspielen und politisch Bezug zu nehmen. All das sollen an Pfingsten Konzerte mit dem iranischen Tember Ensemble beispielsweise oder dem russischen Trio Kruglov/Kozhevnikova/Yudanov verdeutlichen.
Dann hat man auch noch „jährliche Klassenfahrten“ (O-Ton Isfort) zwischen dem moers festival und der Londoner Free-Jazz-Teestube Cafe OTO vereinbart, zudem will Claudia Roth als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zum Festival an den Niederrhein kommen, um mit weiteren Gesprächspartner/-innen über kulturelle und politische Teilhabe zu diskutieren. Das komplette Hauptprogramm vom „Jazzfestival für Musik / Synapsenbildung / Politik / Medienkunst und: Zusammensein“, so der vollständige Name dieses Jahr, den Isfort und Varain „ihrem“ moers festival zusätzlich gegeben haben, mit vielen für das Verstehen notwendigen Erläuterungen und Erklärungen gibt es auf der Festival-Website.
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