Trilok Gurtu & Arkè String Quartet
Mirror
Jazzline/Broken Silence
PRO
Über die Jahrzehnte hinweg haben sich Streichquartette vom Rand der improvisierenden Musik Richtung Mitte bewegt. In den 1990ern war es noch außergewöhnlich, wenn ein Kronos Quartet mehr als Schnittke spielte. Heute ist es selbstverständlich, dass das Arkè String Quartet an der Seite von Trilok Gurtu im imaginären Folk ebenso wie in zeitlos experimentellem Terrain à la Mahavishnu Orchestra zu Hause ist. Im Unterschied zur gemeinsamen „Arkeology“ vor 19 Jahren fungiert der Bandleader diesmal als Schlagzeuger mit wuchtigem, rockigem Punch. Für das italienische Arkè String Quartet, das seinerseits statt auf Cello auf Kontrabass setzt, bedeutet das, mit viel Dynamik und Verve aufzutreten. Gurtus Kompositionen und sein detailreiches Spiel bekommen in dieser Kombination den Kick selbstbewusster Präsenz als Gegenüber. Und das passt hervorragend zusammen.
Ralf Dombrowski
KONTRA
Verglichen mit dem luftigen, sehr melodiösen Vorgänger „Arkeology“ von 2006 klingt hier vornehmlich im perkussiven Bereich alles eine Spur zu überladen. Gleich im Intro wird man zu Vivaldi-haftem Ostinato der Geigen des Arkè String Quartet mit massivem Hardrock-Drums-Set und Silbengesang Trilok Gurtus zugeballert. „Settembrino“ tönt wie eine Aneinanderreihung von Riffs, die Streicher wirken gefiltert und distanziert. Vieles tritt atmosphärisch auf der Stelle, besitzt wenig Dramaturgie oder Entwicklung. Die Italiener färben mit Liegetönen, anstatt das Heft des melodiösen Handelns in die Hand zu nehmen, wie das auf dem früheren Album gelang. Ein wenig aus der Reihe tanzt das getragene „The Cathedral“, hier schleicht sich englisches Renaissance-Flair ein, mit der Tabla zusammen wirkt das aber unvereinbar. Der „Scirocco“ mit funkigem Bass reißt zu spät aus der Lethargie.
Stefan Franzen