Tizian Jost Trio

United In The Big Blue

(enja/Soulfood)

Tizian Jost Trio – United In The Big Blue (Cover)Es war lange ruhig um den Münchner Pianisten Tizian Jost. Mit einer Tendenz zur künstlerischen Genügsamkeit begnügte er sich damit, an der Münchner Musikhochschule zu unterrichten und zuweilen in südamerikanisch getönten Jazzcombos Süddeutschlands mitzuwirken. Inzwischen aber hat er die Mitte der 40 überschritten und so ist es an der Zeit, auf sich aufmerksam zu machen. Nach „Afternoon In Rio“ im vergangenen Jahr, das die Leidenschaft für brasilianische Musik wiederbelebte, zeigt Jost mit „United In The Big Blue“, dass er auch im jazzklassischen Trioformat Geschmackvolles zu erzählen hat. Begleitet von alten Freunden wie dem Bassisten Thomas Stabenow und dem Drummer Mario Gonzi schlendert er zehn Lieder eigener Herkunft entlang, komponiert mit lässiger Hand im Stil der goldenen Jahre. Manches hat ein wenig Monk im Stammbaum, anderes einen Hauch Brasilien, perlend gespielt nach Art der Vor-Mehldau-Ära. Und das macht auch den Charme des Albums aus. Denn „United In The Big Blue“ klingt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, melodisch flanierend entlang am Boulevard der frühen Träume. Und es ist übrigens die letzte Aufnahme, die Horst Weber für enja noch geplant hatte und die nun ein Jahr nach seinem Tod verwirklicht werden konnte.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

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