Sullivan Fortner
Southern Nights
Artwork Records/Harmonia Mundi
Wenige Stunden bevor diese Rezension entstand, erzählte Sullivan Fortner in der rappelvollen Münchner Unterfahrt, dass er dazu neige, viel in seine Musik hineinzupacken. Was der aus New Orleans stammende Pianist auf seinem Album „Southern Nights“ mit unverschämtem Swing-Feel (und mit Bassist Peter Washington sowie Drummer Marcus Gilmore) spielt, würde sich bestens als Material einer Quizshow eignen, für die nur Jazz-Connaisseure zugelassen sind. Welches Thema hat er da gerade angerissen, welchen Standard hat er da mal eben en passant zitiert? Als sei er ein naher musikalischer Verwandter des französischen Pianisten Martial Solal, lässt Fortner seinem quirligen Geist Lauf. 50 Minuten lang blitzt auf, was er alles aus der Jazzgeschichte weiß. Wie er da Fragmente kombiniert, Fäden zusammenspinnt und wieder löst, ist so amüsant wie verblüffend und hoch spannend. Irgendwie genial.