Sly Stone

I'm Back! Family & Friends

(Cleopatra/H'Art)

Sly Stone - I'm Back! Family & FriendsSein letztes offizielles Album „Ain’t But The One Way“ erschien 1982! Da kann diese Comebackplatte als kleine Sensation gewertet werden. Also sollte in dieser Jazz-thing-Ausgabe ein Interview mit dem Soul-Revoluzzer erscheinen, aber der Meister war zum geplanten Termin unpässlich, weil er momentan mal wieder wegen Drogenbesitzes in Untersuchungshaft sitzt. Für die Aufnahme von „I‘m Back“ folgten dem Ruf des Meisters eine illustre Altherrenriege, darunter Funk-Bassist Bootsy Collins, die Gitarrenhelden Jeff Beck und Johnny Winter, Doors-Organist Ray Manzarek, Vanilla-Fudge-Drummer Carmine Appice und Jazz-Saxofonist Ernie Watts. Unter der Regie des mittlerweile 68-jährigen Sly Stone zeigt sich dieser Verein als extrem vital – für den diese Stücke vielleicht als Jungbrunnen wirkten –, so lust- und kraftvoll spielen sie die immergültigen Kracher, darunter natürlich „Dance To The Music“, „Thank You“, „(I Want To Take You) Higher“ und „Family Affair“. Die strahlen auch in den neu aufgekochten Versionen ordentlich Hitze ab, legte das Team doch absoluten Wert darauf, die Klassiker nicht mit modischem Schnickschnack zu glätten, sondern sie vielmehr im knackig-trockenen Sound und fast den Arrangements der Originale zu belassen. Auch drei neue Songs fügen sich nahtlos in das Oldie-Umfeld, gelingt es Sly doch, diese in eine entsprechend fröhlich-schräge Sixties-Stimmung zu versetzen. Unbestritten, der Mann hat Musikgeschichte geschrieben, hob er doch die Black Music der 1960er aus den Angeln – da wäre es kaltschnäuzig, von einem fast 70-Jährigen noch einmal Großtaten zu erwarten. Sei Sly Stone diese Wiederbelebung gegönnt – und uns der Spaß an einer sicher nicht weltbewegenden, aber wirklich soliden und definitiv unterhaltsamen Scheibe. Allerdings, einen kleinen fahlen Beigeschmack möchte ich nicht unterschlagen: Zum Schluss der CD kommen noch drei absolut entbehrliche Electro-Dub-Remixe für den House-Dancefloor. Aber das ist es dann auch mit Slys Zugeständnis an den Zeitgeschmack.

Text
Olaf Maikopf
, Jazz thing 91

Veröffentlicht am unter Reviews

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