Schwarzkaffee

In The Machine

(Transport/Broken Silence)

Kann man eigentlich nur Spaß haben und trotzdem richtig geile Musik machen? Was bei anderen oft zu unüberbrückbaren seelischen und materiellen Schäden führt, scheint bei Schwarzkaffee, der Chaoten-Combo aus Leipzig, tatsächlich zu gehen. Man lese nur mal den witzigen Blog der bis zu zehn Mann und einer Frau starken Truppe über die einzelnen Stationen ihrer „Welttournee“, die sie nach Lübeck, Chemnitz und München führt, um zu verstehen, welche Auswirkungen die schwarz geröstete Essenz in den Adern haben kann. Kaffee passt auch irgendwie wie die Faust aufs Auge: ohne Milch und Zucker bitte. Echte Blutdruckbombe, lecker, rassig, mit hohem Suchtpotenzial. Auch auf ihrem Zweitling „In The Machine“ überzieht das Funk-Kollektiv mit neuer Sängerin (Maike Lindemann) seine ständig wachsende Jüngerschar mit einer Überdosis Grooves, Beats, Flashes, Druck, Freakness, fetten Bläsersätzen, rotzigen Gitarrenriffs und Raps, wahlweise in deutscher oder Ami-Sprache. Ganz klar: Die Jungs haben zuhause Platten von Parliament, Tower Of Power, James Brown und Motown gehortet. Sie mögen die hippe Hardbop-Orgel-Jazzmucke, weshalb diesmal Hammond-Instanz Matthias Bätzel mitmischt. Jazz is the teacher, Funk is the preacher. Die perfekte Kombination: Adrenalin, Leidenschaft und Musikalität. Deutschland braucht Schwarzkaffee!

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 93

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024