Sarah Vaughan

Live At Berlin Philharmonie 1969

(The Lost Recordings/Bertus)

Sarah Vaughan – Live At Berlin Philharmonie 1969 (Cover)Egal auf welchen Bühnen „The Divine“ Sarah Vaughan stand, ob intime Jazzclubs oder große Konzerthallen, eines war sicher: Wie bei ihrem Konzert bei den Berliner Jazztagen 1969 verstand sie es, mit charmanter Professionalität ihr Publikum zu begeistern. Für ihren Auftritt wählte die Vokal-Diva vorwiegend Standards aus dem „Great American Songbook“, frischte diese aber auch mit Stücken aus anderen musikalischen Bereichen auf. Dafür setzt sie die phänomenale Wandlungsfähigkeit ihrer nahezu drei Oktaven umfassenden Singstimme ein. Zum Beispiel in „What Now, My Love“, der englischen Version von „Et Maintenant“ (einem Hit des Chansonniers Gilbert Bécaud), und dem hier zu „And I Love Him“ umgewandelten Beatles Song „And I Love Her“. Zu ihrer Dramaturgie, die stets auf Perfektion ausgerichtet ist, gehört auch ein überraschend eingesetztes Glissando von hohen in tiefe Stimmlagen und ein spannender Scat-Gesang, den sie bevorzugt bei Tempoveränderungen einsetzt. An ihre Pianisten hatte Vaughan immer hohe Ansprüche. Schließlich spielte sie selbst dieses Instrument von ihrem siebten Lebensjahr an. Offenbar gefiel ihr die Pianistik des weitgehend unbekannt gebliebenen Johnny Veith, der – wie auch das Rhythmus-Team – ihre Interpretationen einfühlsam begleitete.

Text
Gerd Filtgen
, Jazz thing 139

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024