Robert Glasper Experiment

ArtScience

(Blue Note/Universal)

PRO
Robert Glasper Experiment – ArtScience (Cover)Die Diskussion hat sich verändert und man muss es nicht mehr groß betonen, wenn man Jazziges mit R&B, Funk oder HipHop fusioniert. Robert Glasper, der Saxofonist Casey Benjamin, Bassist Derrick Hodge und Drummer Mark Colenburg können ihre Musik daher einfach laufen lassen, klingen stellenweise klangräumlich pathetisch, manchmal nach Stevie Wonder der späten 1970er, singen mit Vocoder-Effekten verfremdet über „No One Like You“ oder das Ende einer Bettgeschichte und streuen hier und da Botschaften über Freiheit und Brotherhood ein. „Art-Science“ ist eine Großstadthybride, offen nach vielen, auch poppigen Seiten, ohne die Konzeptkapuze früherer Projekte. Und damit gelingt es dem umtriebigen Keyboarder und Konzeptdenker, sein Postulat von der Relevanz der Black American Music zu unterstreichen. Denn diese Musik hat alles, um in die Zukunft zu weisen.
Ralf Dombrowski

KONTRA
Bei seinem letzten, popmusikalischen Machwerk, für das er mit Erlaubnis von Sony und der Davis-Familie das Miles-Davis-Archiv plündern durfte, musste er auf seine dicke Hose zeigen und glaubte, sich auf eine Stufe mit dem legendären Trompeter stellen zu können. Sein mit Experiment eingespieltes, neues Album „ArtScience“ macht aber eines deutlich: Danach ist selbst für einen veritablen Pianisten wie Robert Glasper der Weg zurück zum Jazz steinig. Fast keiner der Songs kommt ohne Vocoder aus, oft gibt es gesamplete Gesprächsfetzen als strukturierende Elemente. Was Verbundenheit mit der schwarzen Kultur Amerikas zeigen soll, wird indes bei Glasper & Co. zur bloßen Attitüde. Und bei den oft wie geloopt klingenden, so hüftsteif getrommelten Rhythmen wünscht man sich ein Groove-Monster vom Schlage eines Chris Dave zurück, der einst bei Glaspers Experiment auf dem Schlagzeugschemel saß.
Martin Laurentius

Text
Ralf Dombrowski, Martin Laurentius
, Jazz thing 116

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel