Mike Stern

All Over The Place

(Heads Up/in-akustik)

Mike Stern - All Over The PlaceDie Konstanz macht’s. Seit vielen Jahren spielt sich Gitarrist Mike Stern auf dem Nur-die-Hörgewohnheiten-nicht-durcheinanderbringen-Trip durch die Welt der Fusion-Musik. Auch das neueste Album des Ex-Miles-Davis-Mitarbeiters macht da keine Ausnahme. Der Opener „AJ“ ist ein prototypischer Jazz-Rock-Track mit einem vertrackten Rhythmus, über den eine Gitarre ihre gedehnten Legato-Linien zieht, sich in ekstatischen Single-Notes verschlingt und dabei mehr den Blues und Jimi Hendrix als die Helden der modernen Jazzgitarre zelebriert. Ein Song, der genauso aus dem Album „Upside Downside“ stammen könnte, das Stern 1986 zum ersten Mal international als Solo-Interpreten präsentierte. Der künstlerische Stillstand und nicht deren musikalischer Gehalt ist dann auch das, was diese CD verzichtbar macht. Denn Stern hat hier mal wieder die Musiker-Elite satt aufgeboten – alleine acht Bassisten der Sonderklasse von Dave Holland über Anthony Jackson bis zu Richard Bona. Auch auf den anderen Posten wird nicht gekleckert; nur: Für die meisten der Starmusiker schien diese Session eher Routine denn Inspiration zu bedeuten. Außer den Saxofonisten Kenny Garrett und Chris Potter schafft es keiner, den Kompositionen ihre Gleichförmigkeit zu nehmen und eigene Duftmarken zu hinterlassen. Schade. Da wäre mehr drin gewesen als nur ein durchschnittliches Rock-Jazz-Album.

Text
Michael Stürm
, Jazz thing 94

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel