Linda Fredriksson

Juniper

(We Jazz/Groove Attack)

Linda Fredriksson – Juniper (Cover)Wer Linda Fredriksson bislang nur als raubeinige Baritonsaxofonistin der finnischen Ensembles Mopo und Superposition kannte, wird von diesem Debüt in mehrfacher Hinsicht überrascht sein. Und das nicht unbedingt, weil sich Fredriksson inzwischen als nichtbinäre Person definiert. Sondern wegen des lyrisch-zurückhaltenden Tons, der in den atmosphärisch dichten Stücken angeschlagen wird. Diese werden gleichermaßen von einer berührenden Home-Recording-Ästhetik mit knarzenden Holzböden und vorbeisummenden Fliegen bestimmt wie von starken Indieeinflüssen à la Sufjan Stevens, The Notwist oder Leslie Feist. Im Fall von Fredrikssons Erstling erhält das im Englischen benutzte Geschlechterpronomen „they/them“ für eine nichtbinäre Geschlechtsidentität übrigens eine weitere sinnstiftende Ebene: Fredriksson spielt auf „Juniper“ nämlich so viele Instrumente selbst, dass ein singuläres Fürwort für diese organisch wuchernden Stimmungsvignetten völlig fehl am Platze wäre.

Text
Josef Engels
, Jazz thing 141

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel