Lars Kuklinski Ensemble

Suite C Sharp Minor

(Laika/Rough Trade)

Lars Kuklinski Ensemble – Suite C Sharp Minor (Cover)Schon die Plattenfirma schickt in ihrem Info voraus, dass es eingängigere Albumtitel als „Suite C Sharp Minor“ gibt. Wahrscheinlich kennt sie ihre Pappenheimer, die sich gerne an solchen Äußerlichkeiten aufhängen. Dabei befinden sich freilich auch solche darunter, die sich das Ganze erst mal anhören und dann recht bald feststellen, dass ein anderer Name wohl einer Themaverfehlung gleichgekommen wäre. Denn der mehrfach mit dem „Jazzpodium Niedersachsen“ ausgezeichnete Trompeter Lars Kuklinski hat eine Suite für ein vierköpfiges Jazzensemble geschaffen, in der er eigenständige Stücke aus dem Korsett des Jazz und der Klassik herauslöst und in einen größeren kompositorischen Zusammenhang stellt. Wenn der 35-Jährige seinen melodieorientierten Themen Gestalt verleiht, dann zerfließen die Übergänge zwischen aufnotierter und improvisierter Musik auf ein kaum wahrnehmbares Maß. Kuklinski setzt in seinem behutsam keimenden Epos auch in punkto Instrumentierung auf die anziehende Wirkung der Gegensätze: Hartmut Kracht zickt, drischt und kratzt an der Stromgitarre, während Jörg Brinkmann mit dem Cello sowohl den Bass- wie auch den Melodiepart schultert. Dazu unterfüttert Drummer Peter Eisold diese individuelle Lesart des Kammerjazz mal mit einem straighten Beat, mal mit verschachtelten Polyrhythmen. Das Resultat ist eine puristenfeindliche Gemengelage. Gut so!

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025