Jonathan Reisin
Too Good X Unreality
Boomslang Records/Galileo
Den musikalischen Raum zwischen Simplizität und Komplexität durchmisst der Saxofonist Jonathan Reisin mit seinem neuen Trio, zu dem außer ihm Pianist Shinya Lin und Schlagzeuger Jarred Chase gehören. Die sieben Kompositionen – eine davon erstreckt sich über zwei Teile – geben dabei nie preis, was vorab notiert und was der individuellen Ausgestaltung zu verdanken ist. Der Titel „Through The Glass“ ist sogar dafür konzipiert, „prima vista“, also vom Blatt interpretiert zu werden. Aus dieser Spannung zwischen wohl erprobten Parts und solistischen Einzelleistungen zieht das gesamte Album seine knisternde Atmosphäre, die streckenweise an die freitonalen Kompositionen Anthony Braxtons oder Ornette Colemans erinnert. Dabei muss betont werden, dass alle Musiker ihren individuellen, zeitgemäßen Ton einbringen – das gilt vor allem für Lin mit seinem vielfältig präparierten Flügel, aber auch das subtile Drumming und den strahlenden Klang von Reisins Horn. Nach dem Studium in Berklee lebt der israelische Saxofonist nun in Brooklyn und legt mit diesem Album Zeugnis eines rasanten Reifeprozesses vor.