Espen Eriksen & Gunnar Halle

Sangboka

(Unit/Membran)

Espen Eriksen & Gunnar Halle – Sangboka (Cover)Tradition hat keinen Eigenwert, solange man sie nicht pflegt. Das gilt auch für Volkslieder, denen der Äußerungszusammenhang vom Dorffest bis zum Lagerfeuer abhandengekommen ist. Der norwegische Pianist Espen Eriksen und sein trompetender Landsmann Gunnar Halle haben daher beschlossen, einige verschwindende Melodien ihrer Heimat wenigstens aus der Perspektive improvisierender Emphase zu beleben. „Sangboka“ widmet sich acht Liedern auf wohlwollende Weise, im fluide musizierenden Duo mit akustischen Instrumenten, durch kommentierende Effekte ergänzt. Großer Hall erweitert die Räume, Electronics und Live-Sampling sorgen für dezente Verfremdungen. Eriksen bezieht sich auf das Jan-Johansson-Idiom volksjazzender Schlichtheit, gönnt sich aber auch Abschweifungen in den Blues und ornamentierenden Modern Jazz. Halle bevorzugt einen samtenen, gebundenen Ton in mittleren Vokalregistern, punktuell virtuos, jedoch überwiegend erzählend. Ein Liederbuch fröhlich-wehmütiger Nostalgie.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 142

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024