Émile Parisien Quartet

Chien Guêpe

(Laborie/edel)

Émile Parisien Quartet – Chien Guêpe (Cover)In das Gezirpe der Zither, gespielt vom Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq, schleicht sich eine Kadenz vom Klavier (Julien Touéry) – fast könnte man glauben, man wüsste, wie dieses Stück im Anschluss fortschreitet. Doch weit gefehlt. In diese offene Einleitung drängt mit Macht das Tenorsaxofon vom Bandleader Émile Parisien, so als gäbe es kein Halten mehr. Expressiv, ausdrucksstark und lärmig schafft er sich auf seinem Instrument Gehör, während die Rhythmusgruppe mit einem druckvollen Pulsieren die freitonale Intro fortspinnt. Jedoch gibt es im Anschluss kein klassisches Thema, vielmehr spielt Parisien lang gehaltene, überblasene Töne, reduziert so den melodischen Impuls auf seinen emotionalen Gehalt. Jedenfalls macht der Opener der CD „Chien Guêpe“ mit seinem listig-augenzwinkernden Titel „Dieu M‘A Brossé Les Dents“ (auf Deutsch: „Gott hat meine Zähne geputzt“) unmissverständlich klar, dass sich die vier jungen Franzosen einer Gattung verschrieben haben, die ansonsten mit dem Stigma der Unverkäuflichkeit behaftet ist: Free Jazz. Und ihr Mut, sich mit einer solchen, nicht leicht zu konsumierenden Improvisationsmusik auseinanderzusetzen, wird allein schon dadurch deutlich, dass die ersten zwei Stücke jeweils rund 14 Minuten lang sind. Klasse!

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 97

Veröffentlicht am unter Reviews

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