Bob James & David Sanborn

Quartette Humaine

(Okeh/Sony)

PRO

Bob James & David Sanborn – Quartette Humaine (Cover)Vor einem Vierteljahrhundert haben sie sich schon einmal zusammengetan und waren mit dem Smooth-Jazz- Album „Double Vision“ höchst erfolgreich. Diesmal haben der Pianist Bob James und Saxofon-Legende David Sanborn ein rein akustisches Quartett zusammengestellt, wie damals ist Schlagzeuger Steve Gadd auch diesmal wieder mit von der Partie. Es ist ein Genuss, den Altmeister in diesem relaxten Setting zu erleben: Da sitzt jedes Zischeln der Hi-Hat und jedes Rascheln der Besen auf dem Punkt. Vierter im Bunde ist Bassist James Genus mit seinem ausgeruhten und stilvollen Klang. James und Sanborn bevorzugen durchweg das gemächliche Tempo, sei es in den sieben Originalen oder im Standard „My Old Flame“. Das ist aber auch gar keine schlechte Idee, denn so kommt Sanborns immer leicht angerauter Ton am besten zur Geltung. Er lässt die Töne oben wegbrechen, spielt mit expressivem Wimmern oder hangelt sich lässig durch die Skalen. Die Session verströmt die majestätische Grandezza alter Meister.
Rolf Thomas

KONTRA

„Herr Ober, ein Glas Wasser, der Witz ist zu trocken!“ Diese freilich etwas antike Reaktion auf abgeschmackte Witze trifft in mehrfacher Hinsicht auch auf die Produktion von Bob James und David Sanborn zu. Nur in einem Punkt nicht. Die CD ist leider kein Witz, sondern ernst gemeint. Der Ernst, mit dem die beiden sanften Frohnaturen hier musizieren, macht das Ganze auch zur Geduldsprobe. Da sind zwei Musiker, die sich aus ihrer Fusion-Klammer befreien wollen. Das ist sicher ihr gutes Recht, aber während in der Vergangenheit oft der Ruf laut wurde, James und Sanborn sollen doch mal aufhören, diesen ewigen Smooth-Kram zu spielen, wünscht man sich angesichts des „Quartette Humaine“, sie mögen ganz schnell ins Fusion-Lager zurückkehren, das sie vor fast 30 Jahren auf ihrer Platte „Double Vision“ so überzeugend vertraten. Denn was hier zu hören ist, mutet nicht bloß staubtrocken an, sondern lebt auch in einer prähistorischen Klangwelt, ohne jedoch auch nur ansatzweise deren Charme zu bewahren.
Wolf Kampmann

Text
Rolf Thomas, Wolf Kampmann
, Jazz thing 99

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024