Anette von Eichel

Golightly

(Double Moon/Challenge)

Anette von Eichel - Golightly (Cover)Es funktioniert eigentlich stets nach demselben Prinzip: CD, dann ein bis zwei Jahre mit dem Programm auf Tour, dann eine neue CD. Anette von Eichel bildet hier eine wohltuende Ausnahme, die möglicherweise diese Regel bestätigt. Nachdem die außergewöhnliche Sängerin 2004 in der Anfangsphase von „Jazz Thing Next Generation“ mit „Get Out Now“ reüssierte, entschied sie sich dafür, zunächst beruflich Fuß zu fassen. Weil die Nordhessin an der Musikhochschule Köln zwischenzeitlich sogar eine Professorenstelle innehat, schien die Zeit reif, die eigenen musikalischen Parameter neu zu definieren. Dabei hat Anette von Eichel einen echten Volltreffer gelandet. Die von Holly Golightly, der Hauptfigur aus „Breakfast At Tiffany’s“ inspirierten (aber mit Ausnahme von „Moon River“ nicht entliehenen) neun Titel öffnen einen geradezu magischen Korridor aus unprätentiöser Nostalgie, moderner Jazz-Vokalkunst und aufregenden instrumentalen Kleinodien. Für Letzteres zeichnet eine hochkarätige Crew, bestehend aus Florian Ross, Jesse van Ruller, John Hollenbeck und Jasper Blom, verantwortlich, für die beiden ersten Faktoren allein Frau Professor. Die Art, wie sie intoniert, jeden Song mit Emotionen füllt, verblüfft, bewegt und begeistert gleichermaßen. Es bleibt beim Urteil, das Jazz thing schon 2004 über Anette von Eichel fällte: Sie ist einfach zu gut, um ignoriert zu werden.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 95

Veröffentlicht am unter Reviews

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