Andy Emler

Pause

(Naïve/Indigo)

Andy Emler - PauseDer 50-jährige, französische Pianist ist bei uns wohl lediglich den Insidern bekannt. Doch gemeinsame Arbeiten mit den Gitarristen Marc Ducret und Larry Coryell, den Bläsern Michel Portal und Gebhard Ullmann oder für Solo-Alben des indischen Perkussionisten Trilok Gurtu zeigen, wie umtriebig, offen und ohne Schubladendenken der klassisch ausgebildete Emler in seiner Musik arbeitet. Seine eigene Formation MegaOctet, mit der er im vergangenen Jahr die gefeierte CD „Crouch, Touch, Engage“ veröffentlichte, pausiert zur Zeit. Womit der Titel seines Solo-Albums geklärt ist. Aber auf sein gewohntes Rhythmusgespann Claude Tchamitchian und Eric Echampard wollte der Pianist trotzdem nicht verzichten. Aufgenommen wurde „Pause“ im Kloster Royaumont. Dort, auf der erst kürzlich restaurierten Cavaillé-Coll-Orgel und mit fünf Musikern spielte Emler fünf Stücke ein, die sich einer klaren Jazz-Kategorisierung entziehen, zu vielfältig sind die Einflüsse. Für Momente glaubt man Weather Report, Steve Reich oder gar Soft Machine zu hören, aber für deren rasanten Jazz Rock oder verkopften Minimalismus ist Emlers Musik zu lyrisch und verspielt. Wenn er zitiert, dann um seinen Vorstellungen einer kulturumspannenden Soundcollage eine eigene Gestalt zu geben. Der Hörer allerdings sollte bereit sein, sich Ungewohntem zu öffnen, dann wird er sich dem magischen Strudel und der anrührenden Anziehungskraft dieser „Pause“ nicht entziehen können.

Text
Olaf Maikopf
, Jazz thing 90

Veröffentlicht am unter Reviews

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