ARTE: Birth Of The Cool

Miles DavisMiles DavisAuf knapp zwei Stunden hat der Regisseur Stanley Nelson das Leben und Werk von Miles Davis, 1926 als Sohn einer gut situierten Zahnarztfamilie in Alton, Illinois, geboren und 1991 in Santa Monica, Kalifornien, gestorben, komprimiert – fast ein Ding der Unmöglichkeit, möchte man meinen. Denn wie kaum ein/-e andere/-r Jazzmusiker/-in vor oder nach ihm hat dieser ikonische Trompeter 50 Jahre lang mehrere Epochen der afroamerikanischen Gattung Jazz nachhaltig geprägt. An der Seite des Saxofonisten Charlie Parker spielte Davis in den 1940ern Bebop, nur wenig später brachte er mit einem Nonett den Cool Jazz mit auf den Weg, die Aufnahmen aus dieser Zeit sollten aber erst ab 1957 als „Birth Of The Cool“ berühmt werden – und haben Nelsons Filmdoku über Davis aus 2019 ihren Namen gegeben. Natürlich ist der epochale Bestseller „Kind Of Blue“ Thema dieser Doku über Davis, so wie auch das zweite Quintett des Trompeters in den 1960ern, dessen Hinwendung zum Rock und zur afroamerikanischen Popmusik in den Jahren danach oder dessen Comeback nach längerer Abwesenheit Anfang der 1980er-Jahre. Der Film zeigt bis dato ungesehenes Archivmaterial, stellt Outtakes vor und lässt Freunde und Weggefährten zu Wort kommen, während der Schauspieler Carl Lumbly einige Passagen aus der Davis-Biografie vorliest.

„Nelson ist clever und cool genug, nicht immer genau auszubuchstabieren, was in seinem Material an Sprengkraft steckt“, schrieb „Die Zeit“ zum Kinostart von „Birth Of The Cool“ 2020. „Er spielt mit dem Gesamtklang, der sich aus den einzelnen Elementen ergibt, der Reibung, die auch ohne weiteren Kommentar auskommt. Zum Beispiel der Tatsache, dass fast alle interviewten Musiker schwarz sind, die zentralen Veranstalter, Booker und Manager, die zu Wort kommen, aber ausnahmslos weiß. Auch Frances Taylors Aussagen über ihren prügelnden Mann und die Bilder von Davis’ blutigem Hemd nach der Polizeiattacke von 1959 ergeben zusammen einen Akkord, der wie ein Grundton im Hintergrund mitschwingt: Sexismus und Rassismus als Konstanten im Leben eines schwarzen Musikers, als permanenter Widerstreit von Macht und Ohnmacht.“ Am 18. Oktober zeigt der deutsch-französische TV-Sender ARTE „Miles Davis: Birth Of The Cool“ ab 22 Uhr, vom 11. Oktober bis 16. Dezember ist Nelsons Doku als Stream in der ARTE-Mediathek zu finden.

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ARTE

Text
Martin Laurentius
Foto
Mercury Studios

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