RIP: David Lindley

David LindleyDavid LindleySein Ton auf der Gitarre war so unverkennbar wie seine flippigen Bühnen-Outfits, der Backenbart und die leicht nasale Gesangsstimme: David Lindley ist tot. Der Musiker starb am 3. März an den Folgen einer längeren Krankheit, deren Ausgangspunkt wohl „Long Covid“ vor drei Jahren war, er wurde 78 Jahre alt. Lindley hatte es in den Fingern wie kein anderer. Egal, ob er eine seiner geliebten, billigen Kay- oder Harmony- Versandhaus-Gitarren oder eine seltene, 100 Jahre alte Weissenborn-Lap-Steel-Gitarre aus Hawaii, die Bouzouki, eine Saz oder seine Mandoline spielte, er klang immer nach Lindley.

Seit seinem Karrierestart mit der psychedelisch ausgerichteten Folk-Rock-Kombo Kaleidoscope in den 1960ern war sein Name immer mit einem anerkennenden Kopfnicken in Musikerkreisen verbunden: Song-Poeten wie Jackson Browne, Slide-Gott Ry Cooder oder Raspelstimme Rod Stewart, sie alle holten sich Lindley gern ins Team, wenn sie mal eine richtig gute Platte machen wollten. Lindley spielte auf Dutzenden Alben, von denen viele Klassiker wurden. Mit seiner Band El Rayo-X trat der Paradiesvogel in den 1980ern selbst ins Rampenlicht und rockte mit großartigen Platten wie „Win This Record“ unter anderem den WDR-„Rockpalast“. Pionierarbeit leistete er später, als er dazu überging, seine Musik im Eigenvertrieb unter die Leute zu bringen.

Lindleys künstlerische Bandbreite schien keine Grenzen zu kennen und reichte vom Reggae mit El Rayo-X, den er gern mit Blues-Elementen vermengte, bis hin zu seinen geschätzten weltmusikalischen Platten zusammen mit Henry Kaiser, der den Verstorbenen in einem Video als den „besten und vielseitigsten Musiker, mit dem ich je gearbeitet habe“, würdigte. Lindleys letzte Solo-Platte „Big Twang“ kam 2007 heraus. Im Jahr davor war er zusammen mit Jackson Browne in Spanien unterwegs, was zur Veröffentlichung der hervorragenden Live-Platte „Love Is Strange“ führte.

Doch alle Anerkennung der Kollegen hat am Ende nicht gereicht, um die Rechnungen zu zahlen: Seit Jahresbeginn sammelten Freunde des Gitarristen Geld im Internet ein, um Lindleys Arztrechnungen begleichen zu können. Das Fund-Raising, organisiert von Lindleys einstigem Schüler und Freund Douglas Reynolds, geht nun auch zur Unterstützung seiner Witwe Joanie weiter. Text Ralf Deckert

Weiterführender Links
David Lindley
„David Lindley Medical Fundraiser“

Text
Ralf Deckert

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