Köln: Studio für elektronische Musik

Tom Buhrow & Henriette RekerTom Buhrow & Henriette RekerDas Studio für elektronische Musik (SEM) des Westdeutschen Rundfunks, das 1953 unter der künstlerischen Leitung von Herbert Eimert eröffnet worden ist, gilt vielen als Wiege der elektronischen Musik. Dort sind zahlreiche herausragende Werke entstanden, die längst Musikgeschichte geschrieben haben – wie zum Beispiel „Gesang der Jünglinge“, „Kontakte“ oder „Mikrofonie I/II“ von Karlheinz Stockhausen, „Epitaph für Aikichi Kuboyama“ von Eimert, „La Légende d‘Eer“ von Iannis Xenakis oder „Shanti“ von Jean-Claude Eloy. Die ästhetischen und technischen Entdeckungen des SEM hatten aber nicht nur große Wirkung auf das zeitgenössische Komponieren, sondern auch auf die Popkultur. So wurde beispielsweise die quadrophonische Raumklangsteuerung von Pink Floyd Jahre schon im SEM vorweggenommen.

Nachdem das SEM bis 2001 in den WDR-Räumen in der Kölner Südstadt ein Zuhause hatte, wurde es nach dessen Schließung vor gut 20 Jahren im Keller der WDR-Gebäude im Kölner Stadtteil Ossendorf eingelagert. Mehrmals wurde seitdem darüber spekuliert, wie es mit diesem legendären Tonstudio weitergehen soll. Seit vergangenem Jahr scheint das SEM eine sichere Zukunft zu haben: Der Rat der Stadt Köln hatte im Februar 2022 das Konzept „Zamus 2.0/SEM“ verabschiedet und Gelder für Ausbau und Betrieb für das Zentrum für Alte Musik Köln (Zamus) und SEM freigegeben. „Stadt und Land NRW stehen im engen Austausch mit dem ON – Neue Musik Köln e.V. über die dauerhafte Trägerschaft des Studios“, hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung der Stadt Köln: „Zurzeit prüft die Stadt Köln zusammen mit den Kooperationspartnern noch geeignete Standorte für den dauerhaften Betrieb des ,Zamus 2.0/SEM‘. Umbau und Betrieb sollen von Stadt und Land hälftig gefördert werden.“

Mit einem am 23. Oktober von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und WDR-Intendant Tom Buhrow unterzeichneten Überlassungsvertrag übergibt der WDR „sein“ SEM der Stadt Köln. „Mit dem Studio für elektronische Musik hat der WDR Kulturgeschichte geschrieben“, so Buhrow: „Ich freue mich sehr, dass dieses weltbekannte Kulturgut seine Heimat in Köln behält und künftig ein öffentlicher, kreativer Begegnungsort sein wird.“ Und Reker ergänzt: „Im Studio für elektronische Musik des WDR nahm bereits in den 1950er-Jahren seinen Anfang, was spätestens seit Can aus Köln und Kraftwerk aus Düsseldorf Generationen von Künstler/-innen beeinflusst hat, beispielsweise ‚Pink Floyd‘ oder die Beatles. Elektronische Musik ist weder aus der Neuen Musik noch aus der Popmusik wegzudenken, und ihr Kern liegt in Köln. Die Stadt Köln ist stolz darauf, das Studio mit neuem Leben zu füllen und das kulturelle Erbe weiterzutragen.“ Ziel ist es, das SEM schon bald für zeitgenössische Musiker/-innen und das Publikum in seiner kulturhistorischen Bedeutung und seinem Wert für experimentelle elektronische Musik an einem neuen Standort erlebbar und bespielbar zu machen.

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Zamus Köln

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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