Köln: Mingus 100 Festival

Charles McPhersonCharles McPherson„Mit anderen Worten: ich bin drei. Der Eine steht immer in der Mitte, unbekümmert und unbeteiligt. Er beobachtet und wartet darauf, den anderen sagen zu können, was er sieht. Der Zweite ist wie ein ängstliches Tier, das angreift aus Angst, selbst angegriffen zu werden. Und dann ist da noch ein liebevolles, sanftes Wesen, das jeden in die entlegenste und heiligste Kammer seines Innern lässt.“ Mit diesen Sätzen beginnt der amerikanische Bassist, Komponist und Bandleader Charles Mingus (1922-1979) seine fiktive Autobiografie „Beneath The Underdog“. In der „Dreieinigkeit“ die darin zum Ausdruck kommt, zeigen sich die wesentlichen Charaktereigenschaften dieses oft als „schwierig“ verrufenen Menschen und Musikers.

So komplex Mingus als Mensch auch war, so innovativ war seine Arbeitsweise als Musiker, Komponist und Bandleader, mit der er eine Vielzahl zeitloser Werke schuf. Noten oder Partituren gab es bei ihm in der Regel nicht. Er sang die jeweiligen Parts seinen Musikern so lange vor, bis sie diese verinnerlicht hatten. Mingus‘ oftmals großformatig angelegte Jazzmusik klang auch deshalb so zeitlos, weil er sie bewusst im Zeitstrang der Jazzhistorie verorten konnte. Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre erschienen einige stilbildende Platten von Mingus und seinen verschiedenen Bands – wie beispielsweise „Mingus Ah Uhm“, „The Black Saint And The Sinner Lady“ und „Mingus Mingus Mingus Mingus Mingus“.

Am 22. April 2022 wäre Mingus 100 Jahre alt geworden. Grund für die Kölner Jazzszene, diesen Revoluzzer und Querkopf am 5. und 6. Oktober mit dem „Mingus 100 Festival“ im Stadtgarten Köln ausgiebig zu feiern. Den Anfang machen Denis Gäbel (Tenorsaxofon), Robert Landfermann (Bass) und Leif Berger (Drums), die im Juni als Trio das Album „The Mingus Sessions“ veröffentlicht haben. Als „Cologne Mingus Sessions Part I“ eröffnen sie nun dieses Festival und haben sich zur Unterstützung die Posaunistin Shannon Barnett, den Gitarristen Norbert Scholly und Christian Rammond als zweiten Bassisten geholt.

Für diese Geburtstagsfeier hat man einen der letzten, noch lebenden Mingus-Musiker nach Köln eingeladen: den Altsaxofonisten Charles McPherson, 1939 geboren, der zwischen 1960 und 1972 mit dem Bassisten zusammengearbeitet hat. Bevor McPherson mit dem Quartett der Kölner Saxofonistin Theresia Philipp auf Bühne tritt, stellt er sich live vor Publikum den Fragen des Pianisten Pablo Held in dessen Gesprächsreihe „Investigates“. Im Mittelpunkt des nächsten Abends steht dann der Bassist (und Cellist) Charles Mingus, wenn das Low String Syndicate mit Landfermann, Ramond und Sebastian Gramss zusammen mit der Cellistin Elisabeth Coudoux dessen ästhetisch-instrumentaltechnische Klasse zu Gehör bringt. Eingerahmt wird dieses Konzert vom zweiten Teil der „Cologne Mingus Sessions“ (diesmal sind Laura Totenhagen (Gesang), Sebastian Gille (Tenorsaxofon), Simon Seidl (Piano) und Hendrik Soll (Drums) mit dem Trio auf der Bühne) und dem Auftritt des Cologne Mingus Quintet, bei dem McPherson erneut als Gast zu hören ist.

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„Mingus 100 Festival“

Text
Martin Laurentius
Foto
Antonio Porcar Cano

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