Essen: 6. PENG-Festival

Julia KadelJulia KadelAuch in Deutschland kommt endlich im Jazz eine Diskussion über Diversität, Queerness und Rassismus in Gang – wenngleich noch sehr langsam und ebenso verhalten wie leise im Ton. Unter anderem die Tatsache, dass das Jazzinstitut Darmstadt beim Jazzforum im vergangenen Jahr über „Roots | Heimat: Wie offen ist der Jazz?“ diskutierte und sich dabei kontroversen Themen wie zum Beispiel Identität oder kulturelle und ästhetische Selbstverortung des Jazz stellte, haben einen Bewusstwerdungsprozess der Jazzszene Deutschlands angestoßen.

Pionierinnenarbeit in diesen Fragen hat das Essener PENG-Kollektiv mit den Sängerinnen Barbara Barth, Marie Daniels, Rosa Kemp, Maika Küster, Mara Minjoli, Christina Schamei und Johanna Schneider geleistet, die seit 2016 ihr PENG-Festival veranstalten, in dem ausschließlich Bands auftreten, die von Musikerinnen geleitet werden. Mittlerweile hat man aber den Fokus erweitert, um einen Rahmen schaffen zu können, „der frei ist von jeglichen Strukturen der Unterdrückung, Macht und Dominanz – für Musiker/-innen, Veranstalter/-innen, Helfer/-innen und das Publikum“, betonen die sieben PENG-Kollektivistinnen. „Was uns dazu treibt, ist eine tiefe und intime wie allgemeine Abscheu gegen Bevormundung und Ausbeutung. Wir können nicht akzeptieren, dass Menschen, aus welchen Gründen auch immer, über- und untereinander gestellt werden. Rassistische Konstruktionen wie auch ökonomische Mechanismen wirken dabei als Netz von Unterdrückung. Diese Strukturen wollen wir mit dem gleichen Einsatz für eine befreite Gesellschaft konfrontieren.“

Gerade haben die sieben PENG-Aktivistinnen das Programm der sechsten Ausgabe ihres Festivals vom 7. bis 9. Oktober bekannt gegeben, das auch dieses Jahr wieder im Maschinenhaus auf dem Gelände der Essener Zeche Carl stattfinden wird. Den Anfang macht das Quartett Der grüne Salon der PENG-Sängerin Schamei, das gesellschaftskritische Lieder zum Beispiel von Kurt Weill, Hanns Eisler oder Friedrich Hollaender in einen zeitgenössischen, jazzmusikalischen Kontext stellt. Weiter geht es mit dem skandinavischen Streicherinnen-Sextett CRUSH String Collective und dem Ensemble Grande der in Mexiko geborenen, in Amsterdam lebenden Sängerin und Kontrabassistin Fuensanta Méndez. Der zweite Tag beginnt mit Morely, dem Akustik-Pop-Trio der PENG-Sängerin Kemp, gefolgt vom neu besetzten Trio der Berliner Pianistin Julia Kadel und dem Quintett inEvitable der Vibrafonistin Evi Filippou. Am Schlusstag findet erst wieder ein Matineekonzert mit Karolina Strassmayer & Drori Mondlak KLARO! statt, bevor Maike de Buhr, Dr. Mithu Melanie Sanyal und Eleonora Roldán Mendívil auf dem Podium kontrovers über das Thema „Materialistischer Feminismus“ diskutieren.

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PENG-Festival

Text
Martin Laurentius
Foto
Lisa Wassmann

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