Brasilien: Lula beruft Margareth Menezes

Margareth MenezesMargareth Menezes Die Sängerin Margareth Menezes soll unter dem neuen Staatspräsidenten Lula da Silva Kulturministerin Brasiliens werden. Als alternative Kandidaten waren zuvor schon weitere Akteure der Kulturszene vorgeschlagen worden, unter ihnen der derzeit erfolgreichste Rapper Emicida, die aber alle ablehnten. Die 60-jährige Musikerin ist neben Daniela Mercury und Ivete Sangalo die prominenteste Künstlerin der afro-brasilianischen Musik Bahias. Menezes hat seit den späten 1980ern zehn Alben veröffentlicht, einige davon mit dem „Latin Grammy“ dekoriert, hat internationale Tourneen absolviert und wurde als „brasilianische Aretha Franklin“ bezeichnet. Ihr größter Hit ist die Samba Reggae-Hymne „Ellegibô“. An ihrer Popularität über Brasilien hinaus hat David Byrne Anteil: Er lud sie bereits 1989/90 ein, ihn auf Tournee zu begleiten.

Schon einmal hatte Lula Prominenz aus der brasilianischen Popmusik ins Ministerium gehievt. Während seiner ersten Amtszeit bekleidete Gilberto Gil den Posten in den Jahren von 2003 bis 2008, der aber vorzeitig um seine Entlassung bat, da er die politische Tätigkeit und seine Musikerlaufbahn nicht unter einen Hut bringen konnte. Lula will durch die Berufung ein Zeichen setzen, in dem er eine Persönlichkeit ausgewählt hat, die als Frau und Afrobrasilianerin hohe Symbolkraft hat und für eine Abkehr vom Bolsonaro-System steht, gegen das sich Menezes öffentlich positioniert hatte. Absolut spruchreif ist die Ernennung nach aktuellem Stand wohl noch nicht: Kritiker des Vorschlags in Lulas Partei PT führen an, dass Menezes keine Erfahrung in Verwaltungsstrukturen und öffentlichen Ämtern habe. Menezes gründete allerdings bereits 2004 eine Bildungs- und Kultur-NGO, „Fábrica Cultural“, in Salvador und ist als UNESCO-Botschafterin für populäre Künste und Folklore Brasiliens in Erscheinung getreten.

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Stefan Franzen
Foto
José de Holanda

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