Buch: Das Wollny Alphabet

Das Wollny AlphabetDas Wollny AlphabetSchon der erste Band dieser mit „Das … Alphabet“ überschriebenen Buchreihe brachte interessante und spannende Einblicke in die Musikpersönlichkeit und den Menschen Nils Landgren. Das Konzept dieser Reihe, die der Verlag Jazzprezzo herausbringt, ist pfiffig: Dem jeweiligen Gesprächspartner werden Karteikarten vorgelegt, auf denen von A bis Z Stichpunkte zu lesen sind, auf die er reagieren und antworten soll. Band 2 ist nun ein Gespräch mit dem Pianisten Michael Wollny.

Der äußert sich unter anderem über „Abschied“ („Gefällt mir gut, mit dem Begriff Abschied anzufangen!“), über „Cinematographie“ („Der erste Kontakt zum Cembalo kam übrigens über die Filmmusik zu ,Tanz der Vampire‘ von Krzystof Komeda zustande, in der das Instrument eine große Rolle spielt.“), „Geige“ („Das ganz undramatische Ende war ein Weihnachtskonzert, bei dem ich noch im Orchester spielte, alles lief super, aber danach wurde die Geige eingepackt und das war’s.“), „Jazz und Jetzt“ („Tausend Begriffe, tausend Formen, jede Menge Jazzgeschichte, Bewegungen und Gegenbewegungen … das ist ein Riesenkosmos.“), „Originalität“ („Es hat mir noch nie gutgetan, über meine Originalität zu grübeln“), „Eric Schaefer“ („Wenn Heinz mein Held ist, mein musikalischer Vater und Großvater, dann ist Eric mein Brother.“) und „Würzburg“ („Rückblickend weiß ich immer mehr, es war gut für mich, dass ich nicht in einer Riesen-Metropoloe studiert habe, sondern in Würzburg.“).

Neben den atomsphärisch dichten, die Aussagen von Wollny kongenial begleitenden Fotos von Oliver Krato gibt es noch vier lesenswerte Texte vom Musikjournalisten Hans-Jürgen Linke, dem Schlagzeuger Eric Schaefer sowie den beiden Pianisten Philip Frischkorn (1989 geboren) und Joachim Kühn (1944 geboren). Linke schreibt in „Vom sitzen im gleichen Boot“ über die nicht konfliktfreie Beziehung zwischen Musikern und den über deren Schaffen berichtende Journalisten. „Kulturjournalisten sind von Künstlern abhängig“, ist Linke überzeugt. „Sie produzieren keine Kunst, sondern schreiben über die Künste und sollten versuchen, sie zu verstehen und dem lesenden, hörenden, zuschauenden Publikum das, was sie verstanden haben, zu vermitteln.“ Frischkorn wiederum gibt Einblicke in die gleichfalls nicht konfliktfreie Lehrer-Schüler-Beziehung, die er mit Wollny hatte, während Schaefer den Verlauf eines Konzertabends mit seinem „Brother“ Wollny dokumentiert. Und für den gut 30 Jahre älteren Kühn steht sein Instrumentalkollege „An der Spitze einer neuen Generation“ im Jazz, so der Titel seines Essays über Michael Wollny. Das 138-seitige „Das Wollny Alphabet – Michael Wollny im Gespräch“ ist am 1. Juni erschienen und kostet 25 Euro.

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Jazzprezzo

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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